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Konferenz für Studierende: Sicherheitspolitik gestalten

Donnerstag, 16. November 2017

Das Bundesministerium der Verteidigung und die Bundesakademie für Sicherheitspolitik begrüßten dieses Jahr insgesamt 79 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Studierendenkonferenz in Berlin. Der Schwerpunkt lag diesesmal auf der Vorbereitung und Durchführung eines Führungsbriefings sowie in der praxisnahen Vermittlung Vernetzter Sicherheit im regionalen Kontext Afrikas.

Das Bild zeigt eine Gruppe Studierender auf Stuhlreihen im historischen Saal der BAKS.

Plenumspahsen wechselten sich bei der Studierendenkonfernez mit intensiver Gruppenarbeit ab. Foto: BAKS/Mochow

Heike Czopiak steht konzentriert an einer dicht beschrieben Flipchart und macht Notizen. „Wir müssen jetzt anfangen, die möglichen Handlungsoptionen zu formulieren“, ruft die Masterstudentin von der Universität Kopenhagen den anderen Studierenden ihres Teams zu. Denn gemeinsam müssen sie in wenigen Stunden eine problemorientierte Lageeinschätzung zu einer Rebellengruppe im Norden Malis erarbeitet haben. Die Studentin hat erfolgreich das Auswahlverfahren zur „Studierendenkonferenz – Sicherheitspolitik gestalten“ an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik durchlaufen. Die gemeinsam mit dem Bundesministerium der Verteidigung ausgerichtete Konferenz fand vom 9. bis 11. Oktober statt und stand unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin der Verteidigung, Dr. Ursula von der Leyen. Das übergreifende Thema dieses Jahr lautete „Sicherheit auf dem afrikanischen Kontinent“.

Ein Mann im Anzug sitzt zwischen zwei uniformierten Soldaten und erklärt etwas.

Michael Summerer von der GIZ diskutierte mit den Studierenden über die Chancen und Grenzen des Vernetzten Ansatzes am Beispiel Malis.
Foto: BAKS/Mochow

Im Rahmen dieses regionalen Schwerpunkts galt es, innerhalb einer individuell zur Wahl stehenden AG bestimmte sicherheitspolitische Problemstellungen aus der realen Arbeit eines Bundesministeriums zu bearbeiten und diese anschließend in einem Briefing vor einer Führungskraft zu präsentieren. Die Studierenden schlüpften dabei in die Rollen von Referentinnen und Referenten eines Ministeriums. So übernahm Niklas Franke, der an der Universität Mannheim Jura und Betriebswirtschaftslehre studiert, die Rolle eines Experten im Auswärtigen Amt. Thema seiner AG: „Europäische Krisenprävention in Afrika“. Speziell für diese Arbeitsgruppe entschied sich Franke, weil er eine Verbindung zwischen einer vorausschauenden Krisenprävention für Afrika und der Sicherheitslage Deutschlands sieht. Zur weiteren Auswahl standen: „Der Vernetzte Ansatz am Beispiel Mali“, „Klima und Konflikte in Afrika“ sowie „Die Ertüchtigungsinitiative der Bundesregierung“.

Wie kommen sicherheitspolitische Entscheidungen zustande?

Bevor es jedoch für die Konferenzteilnehmer in die Phase der aktiven Umsetzung ging, gab der Präsident der BAKS, Dr. Karl-Heinz Kamp, eine Einführung in die Vernetzte Sicherheit. Er erinnerte die Studierenden insbesondere daran, dass es gelte, stets diplomatische, militärische, entwicklungspolitische und polizeiliche Maßnahmen zusammenzudenken. Mit Afghanistan und Mali nannte er Beispiele, die aufzeigten, wie schwer es sein könne, unterschiedlichste Akteure zu koordinieren und an einen Tisch zu bekommen. Mit diesen Worten im Gedächtnis fanden sich die Teilnehmer in den unterschiedlichen Arbeitsgruppen zusammen. Zu Beginn galt es für jede Arbeitsgruppe, sich in den spezifischen Themenkomplex einzuarbeiten, um anschließend einen Entscheidungsträger in die Lage zu versetzen, eine konkrete Sachentscheidung zu treffen. Wie das in der Realität funktioniert, erklärte Tobias Lücke vom Bundesministerium des Innern, der den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Leitfaden an die Hand gab, worauf es bei einem Führungsbriefing ankomme.

 

Eine Gruppe junger Menschen steht vor einer Flip Chart.

Die Arbeitsgruppen setzten sich mit spezifischen sicherheitspolitischen Fragestellungen auseinander: hier in AG 1 ging es um die Integartion einer Rebellengruppe in den malischen Friedensprozess.
Foto: BAKS/Mochow

Anschließend vertieften sich die AGn gemeinsam mit Experten aus Forschung und Praxis in ihre jeweiligen Themenkomplexe. Eine der Expertinnen war Dr. Judith Vorrath, die sich an der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) mit Westafrika befasst. Sie vermittelte den Studentinnen und Studenten insbesondere die Bedeutung von Krisenprävention und zeigte auf, wie wichtig es ist, dabei unterschiedliche Blickwinkel zu berücksichtigen. Michael Summerer, der bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) als Berater im Sicherheitssektor tätig ist und eine weitere AG leitete, warnte die Studierenden in diesem Zusammenhang, dass es schnell zu einer Informationsüberforderung kommen könne und infolge schnell einmal wichtige Informationen übersehen werden könnten. Summerer wünschte sich, dass dieStudierenden am Ende ein Verständnis für Chancen und Grenzen des Vernetzten Ansatzes entwickeln und ein Gefühl für eine gute Selbstorganisation bekommen.

Daneben standen den Studierenden Jugendoffiziere der Bundeswehr zur Seite, um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ihrer eigenen Erfahrung bei der Vorbereitung des Briefings zu unterstützen. Zwei von Ihnen waren die Hauptleute Jan Jakobitz und Stefan Menzel. Beiden ging es darum, den Studierenden einen geschützten Raum zu bieten, in dem sie sich ausprobieren und gleichzeitig neue Strukturen kennenlernen können. Ein „richtig oder falsch gibt es dabei nicht“, so die beiden Jugendoffiziere. Ins Schwitzen kamen die Konferenzteilnehmer, da ihnen nur ein eng bemessener Zeitraum blieb, um sich in die Aufgabenstellung einzuarbeiten und das zuvor Gehörte umzusetzen. In den Arbeitsgruppen selbst waren dann die Bereitschaft zur Kommunikation, eine gute Planung sowie geistige Flexibilität gefordert. Ebenso mussten die Mitglieder die Heterogenität ihrer Arbeitsgruppen als Stärke erkennen. Denn es galt, im Rahmen der gemeinschaftlichen Arbeit ein Briefing vorzubereiten, das alle relevanten Informationen enthält und zugleich kompakt ausfällt.

Höhepunkt: Das Briefing realer Führungskräfte

Am letzten Tag der Konferenz ging es in die entscheidende Phase: Gegenüber erfahrenen Führungskräften hatten die AGn unter Beweis zu stellen, dass sie ihre Problemstellung in der knappen Zeit erfasst und Handlungsoptionen vorbereitet hatten, die sie nun auch aussagekräftig präsentieren mussten. Der parlamentarische Staatssekretär a.D. Walter Kolbow, Generalleutnant a.D. Friedrich Ploeger sowie die Brigadegenerale a.D. Dr. Erich Vad und Armin Staigis ließen sich die jeweilige Situation und die erarbeiteten Optionen vortragen, um anschließend ein Feedback zu Inhalt und Form zu geben. So lobte Dr. Vad „seine“ Arbeitsgruppe, dass Sie ihn am Ende sichtbar in die Lage versetzt habe, eine Entscheidung treffen zu können. Gleichzeitig stellte er heraus, wie wichtig eine strukturierte Vernetzung möglichst vieler Akteure ist. Der General ermahnte die Studierenden, zu bedenken, dass alle Entscheidungen – auch das Auslassen von Maßnahmen – immer Konsequenzen haben. Auch Brigadegeneral a.D. Staigis plädierte vor den Konferenzteilnehmern für eine strategische Vernetzung, welche sich seiner Meinung durch ein ressortübergreifendes und reflektiertes Arbeiten auszeichnen sollte.

Eine Gruppe Studierender arbeitet an einem Poster.

Für die Vorbereitung des Führungsbriefings galt es verschiedene Arbeitsmethoden zu kombinieren. Foto: BAKS/Mochow

Damit waren die Studierenden jedoch noch nicht aus der Verantwortung entlassen: Es folgte die zweite Präsentationsrunde, in der es galt, den Arbeitsprozess inklusive des Briefings vor dem gesamten Plenum darzulegen – einschließlich dessen kritischer Fragen und dem Feedback der anderen Arbeitsgruppen. Major Andreas Feld, der für die Durchführung der Studierendenkonferenz verantwortlich war, freute sich über die erzielten Ergebnisse. „Es ist eine Freude, so engagierten Studierenden eine Plattform bieten zu können“, sagte er zum Abschluss der Konferenz.

Autor: Philipp Fritz