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Methoden zur Strategischen Vorausschau: Storytelling

Montag, 18. Juli 2022

Die BAKS bildet im Seminar Strategische Vorausschau die wichtigsten Foresightmethoden aus und stellt sie an dieser Stelle kurz vor. In Teil 7 geht es um Storytelling. Diese Methode hilft, kritisches und kreatives Denken zu fördern und Zukunftsbilder gleichzeitig greifbarer zu machen. Foto: Pixabay / Ri Butov

Blick von der Seite auf ein geöffnetes Buch
Blick von der Seite auf ein geöffnetes Buch
Pixabay / Ri Butov

Beim Storytelling wird Geschichte erzählt, bevor sie passiert. Die fiktiven Wirklichkeiten fördern kreatives Nachdenken. Foto: Pixabay / Ri Butov

Die Welt, schrieb Harold Goddard, „wird weniger von den verlorenen und gewonnenen Schlachten bestimmt, als von den Geschichten die darüber erzählt werden. Schlachten werden geschlagen und später vergessen. Geschichten wiederum auch im Alter erzählt und erinnert.“ Storytelling, auch Narrative Foresight genannt, ist eine qualitativ-interpretierende Technik und bedeutet im Deutschen so viel wie Geschichten erzählen oder Narrative Vorausschau. Das Potential der Methode liegt dabei in ihrer Vereinfachung von komplexen Zusammenhängen. Geschichten aus der Zukunft machen abstrakte Zukunftsbilder greifbarer und schaffen fiktive Wirklichkeiten und plausible Narrative.

Storytelling stellt einen Teilbereich der Szenariokonstruktion dar, bei der fiktive Geschichten über Individuen, Organisationen, Staaten oder Zivilisationen aus der Zukunft erzählt werden. Die Methode kann dabei helfen, neue Metaphern und Narrative zu schaffen, künftige Entwicklungen zugänglicher zu machen und einen Beitrag zu Strategiebildung zu leisten. Storytelling verschiebt dabei den Fokus von der Frage „Was kommt als nächstes?“ hin zu einer Erforschung von Weltanschauungen und Mythen, die möglichen Zukünften zu Grunde liegen. In der Anwendung werden vorhandene Daten und quantitative Analysen nicht vernachlässigt, sondern mit empirischen Befunden und dem soziokulturellen Kontext verknüpft.

Anwendungsbeispiel: Storytelling in der Klimakommunikation

Ein Mopedfahrer auf einer überschwemmten Straße
Ein Mopedfahrer auf einer überschwemmten Straße
Pixabay / Arek Socha

Storytelling hilft, die Folgen des Klimawandels plastisch verständlich zu machen. Foto: Pixabay / Arek Socha

Eine Grundfrage der Klimakommunikation ist: Wie kann man den Klimawandel verständlicher erklären und zum Handeln anregen? Wissenschaftlerinnen und Experten klären seit Jahrzehnten über Ursachen und negative Folgen des Klimawandels auf. Obwohl die Relevanz drohender Klimakatastrophen mittlerweile sowohl gesellschaftlich als auch politisch akzeptiert ist, geht der Wandel dennoch nur langsam voran. Neben Informationskampagnen und Studien könnte eine veränderte Kommunikation daher zu einem besseren Verständnis beitragen.

Laut einer Studie im Fachjournals Nature Climate Change führt nicht Umweltbewusstsein allein, sondern vielmehr Motivationsfaktoren zu einem angepassten Verhalten und zu Energieeinsparungen. Diese Motivationsfaktoren können sein: 1. die Wahrnehmung der Anderen („descriptive norms“), 2. die Sorge vor dem, was kommt („negative affect“), 3. die Überzeugung, dass eine bestimmte Handlung etwas nützt („outcome efficacy“) und 4. das Vertrauen darauf, dass man selbst etwas ändern kann („self-efficacy“). Um eine konstruktive Klimadebatte führen zu können, müssen neben dem Wissen über Risiken und Probleme auch emotionale Bindungen und soziale Normen für ein Anpassungshandeln berücksichtigt werden. Um das Gefühl von Ohnmacht und Ausweglosigkeit zu verhindern, kann es deshalb helfen, das Abstrakte konkret erfahrbar zu machen, komplexe Zusammenhänge in einfachen Bildern darzustellen und möglichst konkrete Handlungsoptionen aufzuzeigen.

Beispielsweise könnte ein fiktiver Zeitungsartikel aus der Zukunft vorgelesen werden, der sich mit der veränderten strategischen Bedeutung Grönlands befasst, in einer Zukunft, die sich aus den Auswirkungen des Klimawandels und dem Schmelzen der Pole ergibt. In dem Artikel könnten sicherheitspolitische Fragen bezüglich territorialem Anspruch und sich wandelnden Machtverhältnissen aufgeworfen und im Anschluss diskutiert werden. Im besten Fall würde sich daraus eine lebhafte Diskussion ergeben. Ein weiteres Beispiel stellt einen fiktiven Rechtsstreit über Grüne Gentechnik dar. In der Erzählung wird eine Gerichtsverhandlung über genveränderte Pflanzen aus der Zukunft simuliert, in der es einen Austausch von Pro- und Kontraargumenten gibt.

Mehr Informationen zu Strategischer Vorausschau an der BAKS finden Sie in diesem Websitebeitrag.

Autoren: Marie Fischer / Sebastian Bollien / Andreas Beu