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Szenarienworkshop Nigeria

Dienstag, 7. Juni 2011

Ende 2009 erlebte Nigeria noch eine Staatskrise, die das Land an den Rand zur Einstufung als "failing state" brachte. Weniger als zwei Jahre später zeichnet sich nach der demokratisch legitimierten Wahl des Präsidenten Goodluck Ebele Jonathan ein ganz anderes Bild ab.

Nationale Moschee in Abuja
Quelle: wikipedia.org

Dieser stete Wechsel zwischen Fortschritt und Abgrund sei typisch für Nigeria, den bevölkerungsreichsten und größten christlich-muslimischen Staat Afrikas. So charakterisierte der geladene Journalist, Buchautor und Nigeria-Experte Heinrich Bergstresser das Land und hielt fest, dass diese Aussage konstitutiv für das ganze politische System Nigerias stehe. Er machte in seinem Eröffnungsvortrag aber auch deutlich, dass die politische Klasse Nigerias die vorangegangene Führungskrise wegen angeblichen Wahlbetrugs mit der Verabschiedung eines für alle Seiten akzeptablen Wahlgesetzes pragmatisch gelöst und damit ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis gestellt habe. Bergstresser betonte, dass durch den Erfolg der demokratischen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen und dem damit einhergehenden erstarkten Selbstbewusstsein Nigerias die errungene Stabilität aller Voraussicht nach bis zum Ende der Legislaturperiode 2015 anhalten wird. Dennoch sei ein erneuter Ausschlag in eine gegenläufige Richtung, zum Beispiel aufgrund religiöser Spannungen nicht auszuschließen, weshalb Bergstresser auch von einem „unfertigen“ Staat sprach.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass Nigeria als siebtgrößter Gaslieferant der Welt über eine strategische Bedeutung verfügt und damit die Chance hat, seine wirtschaftliche und strategische Stellung in ganz Afrika zu verbessern und sich zu einem der wichtigsten Akteure in Westafrika zu entwickeln.

Ansicht der National Kathedrale in Abuja, Nigeria

Nationale Kathedrale in Abuja
Quelle: wikipedia.org

Auf der Grundlage von zwei möglichen Entwicklungsszenarien diskutierten die Teilnehmer am Workshop mögliche Folgerungen aus politischer und wirtschaftlicher Sicht. Dabei kam es insbesondere darauf an, mögliche Handlungsoptionen für deutsche und europäische Politik zu entwickeln und deren mögliche Auswirkungen auf die Region zu untersuchen Die Ausarbeitung von verschiedenen Kurzfriststrategien fand in drei getrennten Gruppen statt, welche anschließend im Plenum diskutierte wurden. Auf der Grundlage dieser Diskussion wurden dann in zwei weiteren Gruppen Langzeittrends für Nigeria entwickelt und mit den Experten diskutiert.

Am Ende des Tages waren sich die Teilnehmer wie auch die Experten darüber einig, dass der Dialog zwischen Vertretern der Wirtschaft, der Politik, von Behörden und Nichtregierungsorganisationen an der BAKS zur Entwicklung eines umfassenden Verständnisses der Herausforderungen in diesem wichtigen westafrikanischen Staat beigetragen hat.

Autoren: Matthias Hieber; Walter Schweizer