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Schönhauser Lesung am 14. Oktober im Zeichen der Nachkriegsgeschichte und Bildhauerei

Donnerstag, 14. Oktober 2010

„Zwischen Kunststudium und Politikdrill“ war der Titel der Schönhauser Lesung, die am Donnerstag, den 14. Oktober, von 19.00 bis 21.00 Uhr im Haus Berlin der Akademie stattfand.

Frau Evelyn Hartnick-Geismeier während ihrer Lesung
Quelle: Bundesakademie für Sicherheitspolitik

Die Bildhauerin Evelyn Hartnick-Geismeier las an diesem Abend aus persönlichen Dokumenten. Während ihrer Leipziger und Berliner Studienjahre 1949 bis 1951 schrieb die seit 53 Jahren in Pankow lebende Bildhauerin Evelyn Hartnick-Geismeier fast täglich Briefe an einen ihr nahe stehenden Menschen in Hamburg. Darin berichtete sie über alles, was sie während ihres Studiums und im Alltäglichen erlebte und bewegte. Spannendes, Unglaubliches spiegelt sich darin wieder.

Es war Nachkriegszeit: die Zeit des Kalten Krieges, der offenen Sektorengrenzen und verwirrender Kontraste zwischen Ost und West.
Geschürte Ängste, Politikdrill, Stigmatisierung einer aus einem bürgerlichen Hause kommenden jungen Frau, aber auch bewegende Momente großer Hilfsbereitschaft von berühmten Künstlern der „Leipziger Schule“ und Berliner Kollegen sind in den einmaligen Zeitzeugnissen dokumentiert.

Plastiken der Bildhauerin Evelyn Hartnick-Geismeier
Quelle: www.bildhauer-ev-hartnick.de

Der Künstlerin gelang es, durch ihre authentische Ausstrahlung und ausdrucksstarken Worte, die sie einst als 17-jährige verfasst hatte, das Publikum in den Bann dieser bewegten Zeit zu ziehen. Ihre kurzen Tagebuchaufzeichnungen bzw. Briefbeiträge schildern vor allem das emotionale „Innenleben“ der jungen Studentin und ihre Auseinandersetzung mit den politischen Umständen, aber auch mit den Leidenschaften, die Jugendliche früher sowie heute gleichermaßen bewegen. Nicht zuletzt dadurch wurde das Publikum gefesselt und zum „Mitfühlen“ angeregt. Am Ende stand fest: Ein einfühlsamer Abend, der zu einer Fortsetzung ruft.

Autor: Boris Bovekamp