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Prediction Markets: Foresight-Methode oder nicht?

Dienstag, 9. April 2024

Wetten auf zukünftige Ereignisse? Dafür gibt es Prediction Markets, die sich die Schwarmintelligenz der Teilnehmenden und die schnelle Reaktionsgeschwindigkeit von Onlineplattformen zunutze machen. Als eigenständige Methode Strategischer Vorausschau taugen sie zwar nicht, wie unser Foresight-Methodenbeitrag festhält. Doch Prognosemärkte können als ein Element in die Foresight-Arbeit einbezogen werden.

Finger einer Person im Hintergrund zeigt auf Symbolbilder, die aussehen wie Tasten.
Finger einer Person im Hintergrund zeigt auf Symbolbilder, die aussehen wie Tasten.
Pixabay/Altmann

Auf virtuellen Marktplattformen kann anhand kollektiven Wissens der Ausgang von Ereignissen vorhergesagt werden.
Foto: Pixabay/Altmann

Prediction Markets, also Prognosemärkte, funktionieren wie klassische Wettbüros: Hier können Teilnehmende Wetten darauf abschließen, wie zum Beispiel sportliche Ereignisse enden, wie sich Finanzmärkte entwickeln oder wie Wahlen ausgehen. Onlineplattformen wie PredictIt oder Betfair bieten solche Wetten an und zeigen dazu auch in Echtzeit die jeweils aktuellen Quoten. Diese Quoten spiegeln die Einsätze der Marktteilnehmenden und damit auch Aussagen über die Wahrscheinlichkeiten für den Ausgang der jeweiligen Wette wider.

Die Datengrundlage von Prediction Markets beruht somit auf dem kollektiven Wissen und der Einschätzung der Beteiligten. Seit der Entwicklung der Online-Plattformen wird auch deren wirtschaftliche Bedeutung von Prediction Markets verstärkt untersucht. Bereits in den 1990er Jahren entwickelten Unternehmen wie Google und Hewlett-Packard interne Prediction Markets, um Prognosen zu neuen Produkten und Umsätzen in ihre wirtschaftlichen Entscheidungen einzubeziehen.  

Vor- und Nachteile von Prediction Markets

Stimmzettel in unterschiedlichen Farben für mehrere Wahlen liegen auf einem Stapel.
Stimmzettel in unterschiedlichen Farben für mehrere Wahlen liegen auf einem Stapel.
CC BY 2.0 DEED/Tim Reckmann
Wahlergebnisse können bei hoher Beteiligung bei Prediction Markets sehr genau prognostiziert werden. Foto: CC BY 2.0 DEED/Tim Reckmann

Die Zuverlässigkeit und der Erfolg von Prediction Markets hängen von mehreren Faktoren ab. Entscheidend sind Anzahl und Zusammensetzung der Teilnehmenden, die Qualität der verfügbaren Informationen und auch die Art des Ereignisses, für das eine Prognose entwickelt werden soll. Zu den Vorteilen von Prediction Markets gehören zum einen die mögliche Informationsbreite einer sehr großen Schwarmintelligenz, die das Wissen einer kleineren Gruppe von Fachleuten übertreffen kann, und zum anderen die hohe Reaktionsgeschwindigkeit auf Onlineplattformen, die Anpassungen einer Prognose in Echtzeit ermöglichen. Nachteile sind wiederum beispielsweise die relativ leichte Manipulierbarkeit und potentiell irrationales Verhalten von Teilnehmenden.

Während sich die Onlineplattformen zumeist auf Sportereignisse fokussieren, können insbesondere interne Prediction Markets in vielen weiteren Bereichen, wie Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft eingesetzt werden. So konnten zum Beispiel über die Onlineplattform PredictIt bereits mehrfach sehr genaue Prognosen für Präsidentschafts- und Parlamentswahlen generiert werden. Ein weiteres Feld betrifft den Einsatz bei Krisen und Katastrohen. Hier können Prediction Markets helfen, mögliche Verläufe und Auswirkungen solcher Ereignisse aufzuzeigen, indem sie die Wahrscheinlichkeit von möglichen Umweltauswirkungen, Krankheitsausbrüchen oder politischen Unruhen hinterfragen.

Prediction Markets und Strategische Vorausschau

Für die Strategische Vorausschau sind Prediction Markets nur bedingt geeignet, da sie lediglich einen überschaubaren Zeithorizont umspannen. In der Strategischen Vorausschau geht es dagegen oft um Jahrzehnte. Dennoch können Prediction Markets als ein Element in die Foresight-Arbeit einbezogen werden. Die Zukunft von Prediction Markets wird wahrscheinlich stark davon abhängen, welchen Stellenwert Konzepten wie Kollektives Wissen der Schwarmintelligenz zukünftig in der Wissenschaft beigemessen werden.

von Carolin Weinheimer, Sebastian Bollien und Andreas Beu