Die vierten „Trierer China-Gespräche“ fanden am 10. Dezember 2014 in Berlin statt, erstmals in Zusammenarbeit mit dem „Mercator Institute for China Studies“.
Der Smog in Chinas Hauptstadt ist oft so dicht, dass man kaum eine Straßenbreite weit sehen kann. Gleichzeitig drängt das Land mit seinen Reformbemühungen an die Spitze der weltweiten Umweltbewegung. Professor Dr. Michael Jäckel, Präsident der Universität Trier, wies bereits in seinen Begrüßungsworten zu den diesjährigen „Trierer China-Gesprächen“ auf einen von vielen Widersprüchen, die Chinas politischen Alltag prägen, hin.
Die BAKS hatte zusammen mit dem Alumniverein der Politikwissenschaft der Universität Trier, der Konrad-Adenauer-Stiftung und zum ersten Mal in Zusammenarbeit mit einem neuen Kooperationspartner, dem 2013 gegründeten „Mercator Institute for China Studies“ (MERICS), zu der inzwischen vierten Expertenrunde über die aufstrebende Weltmacht aus Asien eingeladen. Knapp 100 Gäste waren gekommen und befassten sich gemeinsam mit sechs ausgewählten Vortragenden mit der zentralen Fragestellung „Chinas politisches System – gerüstet für das 21. Jahrhundert?“.
Die Referenten befassten sich mit äußerst diversen Einzelthemen: Dazu gehörten unter anderem die für den Westen unerwartete Agilität des chinesischen politischen Systems, die Leistungs- und Anpassungsfähigkeit der chinesischen Kommunen, der „Unternehmer-Kader-Nexus“ oder Fragen, wie soziale Dynamiken die chinesische Führung herausfordern oder warum das Internet der KPCh mehr nutzt als schadet.
Nach den Referaten beschrieb Professor Dr. Sebastian Heilmann, Direktor des MERICS, in seinem Abschlussvortrag das chinesische politische System provokant als eine „echte Herausforderung für den Westen“. Für ein Verständnis der unerwarteten Agilität des politischen Systems der Volksrepublik sei es notwendig, mit Ansätzen, die weit über die Analyse von Regime und Institutionen hinausgehen, zu arbeiten. Heilmann appellierte dafür, konkrete Politikbereiche zu analysieren und dabei die spezifische Problemlösungs- und Korrekturfähigkeit politischer Systeme zu betrachten – wie die Vortragenden des Tages es auch getan hatten.
Die Abschlussdiskussion konzentrierte sich hauptsächlich auf die Frage, ob Heilmanns Zuspitzung einer „systemischen Herausforderung“ nicht wesentliche Schattenseiten des politischen Systems Chinas vernachlässige und die Reversibilität und Lernfähigkeit überschätze. Deutlich wurde, dass Chinas politisches System trotz allem kein Modell und nicht nachahmenswert sei – jedoch durchaus zum Nachdenken über Defizite des westlichen Systems anregen könne.
Eine Diskussion, die Lust auf mehr machte. Botschafter Dr. Hans-Dieter Heumann, Präsident der BAKS, lud in seinem Schlusswort denn auch alle Anwesenden zu den fünften „Trierer China-Gesprächen“ 2015 nach Berlin-Pankow ein. Dann wird es darum gehen, die internationalen Konsequenzen des Aufstiegs der Volksrepublik und Europas Suche nach einer Rolle in Asien in den Blick zu nehmen.
Autor: Manfred Bohr
Das Programm des Tages und einen ausführlichen Überblick des MERICS über die gehaltenen Referate finden Sie im Download-Bereich.