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Berliner Colloquium 2009

Mittwoch, 22. April 2009

Das diesjährige Berliner Colloquium welches von der Bundesakademie für Sicherheitspolitik in Zusammenarbeit mit der Clausewitz-Gesellschaft durchgeführt wird, widmete sich 2009 der NATO im siebten Jahrzehnt ihres Bestehens.

Die Gastgeber des Berliner Colloquiums 2009
Quelle: Bundesakademie für Sicherheitspolitik

Vom 24. bis 26. März fand in der Julius-Leber-Kaserne das Berliner Colloquium 2009 statt – nur wenige Tage vor dem mit Spannung erwarteten Jubiläumsgipfel der NATO .

Das Berliner Colloquium ist eine Kooperationsveranstaltung der Clausewitz-Gesellschaft und der Bundesakademie für Sicherheitspolitik. Ziel der jährlichen Veranstaltung ist es, aktuelle sicherheitspolitische Themen mit hochrangigen Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sowie mit ehemaligen zivilen und militärischen Führungskräften zu diskutieren. Dieses Jahr fanden sich rund 300 Teilnehmer der sicherheitspolitischen Gemeinschaft zu der traditionell herausragend besetzten Veranstaltung ein.

Anlässlich des bevorstehenden Gipfels, der von Deutschland und Frankreich gemeinsam in Straßburg, Kehl und Baden-Baden ausgerichtet wird, lag der Fokus der Veranstaltung auf der Zukunft des transatlantischen Bündnisses und hätte zu keinem günstigeren Zeitpunkt stattfinden können: Eine neue US -amerikanische Administration, beeinflusst durch veränderte Schwerpunkte der transatlantischen Beziehungen; neue Risiken für die Sicherheit Europas und der Welt fordern das Bündnis heraus und ein neues Strategisches Konzept der NATO ist zu erwarten. Die neuen Herausforderungen und die daraus entstehenden Konsequenzen standen daher dieses Jahr im Mittelpunkt der dreitägigen Veranstaltung.

Teilnehmer des Berliner Colloquiums 2009
Quelle: Bundesakdemie für Sicherheitspolitik

Während der gesamten Tagung wurden die aktuellen und künftigen Herausforderungen an das Bündnis aufgezeigt und mögliche Lösungsansätze erörtert. Eine herausragende Rolle kommt dabei den unterschiedlichen Beziehungsgeflechten der Allianz zu: die USA mit Ihrer neuen Administration, Europa als eigenständiger Akteur und oftmals zitierter eigenständiger Pfeiler innerhalb der Allianz, Frankreich mit seinem Wiedereintritt in die militärischen Strukturen der NATO und Russland als „große Unbekannte“ nehmen in diesem Kanon besondere Rollen ein. Alle Vortragenden und Panelisten aus Deutschland, Polen, Lettland, Frankreich und den Vereinigten Staaten waren sich einig, dass die aktuelle globale Lage eine Vielzahl unterschiedlichster Herausforderungen stelle. Eher pessimistisch war jedoch der Grundton, ob diese mit dem nötigen Willen und dem Mut zu unpopulären Maßnahmen angegangen würden. Im Hinblick auf Russland war man sich der ambivalenten Situation klar, zugleich bestand Einigkeit über die Notwendigkeit und das Potenzial eines verbesserten Verhältnisses. Die unverändert hohe Bedeutung der aktuellen globalen Megatrends, Ressourcensicherheit, Klimawandel, Migration, aber auch die Bedeutung der „Cyberspace“ wurde hervorgehoben. Aspekte, die in einem neuen Strategischen Konzept zu berücksichtigen sind.

Während der drei Tage fanden folgende Vorträge und Panels zu aktuellen Fragen und Themen statt, wobei sich die Rednerliste wie ein „Who is Who“ der sicherheitspolitischen „community“ liest:

  • Die Nordatlantische Allianz, ein Bündnis mit Zukunft oder „quantité négligeable“ – Vortrag von General a.D. Dr. h.c. Klaus Naumann (ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr und ehemaliger Vorsitzender des Militärausschusses der NATO ) mit anschließender Diskussion
  • Politische Strategie – Voraussetzung für militärische und andere Fähigkeiten einer wirksamen Allianz – Panel mit David C. Gompert (Präsident der Rand Corporation Europe), Camille Grand (Direktor der Fondation pour la Recherche Stratégique), Michael Rühle (Head Speechwriting and Senior Policy Advisor im Hauptquartier der NATO ) und Prof. Dr. Johannes Varwick (Direktor für Politikwissenschaft am Institut für Sozialwissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) – moderiert von Dr. Henning Riecke (Programmleiter für Europäische Außen- und Sicherheitspolitik der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik)
  • Deutsche Sicherheitspolitik im 7. Jahrzehnt der Nordatlantischen Allianz – Chancen nutzen, Risiken meistern, Bedrohungen abwehren – Vortrag von Ministerialdirektor Dr. Christoph Heusgen (Außen- und Sicherheitspolitischer Berater der Bundeskanzlerin) mit anschließender Diskussion
  • Führung und Einbindung der USA als europäische Macht in der Allianz unter der Präsidentschaft von Barack Obama – Panel mit Dr. John C. Hulsman (John C. Hulsman Enterprises), Dr. Karl-Heinz Kamp (Direktor der Research Division des NATO Defense Colleges), Dr. Patrick Keller (Koordinator für Außen- und Sicherheitspolitik der Konrad-Adenauer-Stiftung) und Janusz Reiter (ehemaliger polnischer Botschafter in Deutschland) – moderiert von Karl Feldmeyer (Journalist)
  • Die zukunftsfähige Nordatlantische Allianz, ein wichtiger Faktor im Zusammenwirken des „Westens“ mit dem neuen (alten) Russland – Panel mit Ulrich Brandenburg (Ständiger Vertreter der Bundesrepublik Deutschland im Nordatlantikrat), Charles King Mallory IV (Executive Director des Aspen Institute Berlin), Janis Eichmanis (Ständiger Vertreter der Republik Lettland im Nordatlantikrat) und Heinrich Schwabecher (wissenschaftlicher Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung) – moderiert von Generalleutnant a.D. Kersten Lahl (Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik)
  • Zur aktuellen Lage der Bundeswehr und der konzeptionelle militärische Beitrag zur Allianz bis 2020 – Vortrag von Generalleutnant Johann-Georg Dora (Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr)
  • Dieses Jahr beendete der Stellvertretende Generalinspekteur der Bundeswehr, Generalleutnant Johann-Georg Dora, das Berliner Colloquium. In seinem Vortrag sprach er zur aktuellen Lage der Bundeswehr und ihren militärischen Beitrag zur Allianz mit einem Ausblick bis ins Jahr 2020. Der Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Generalleutnant a.D. Kersten Lahl, und der Präsident der Clausewitz-Gesellschaft, Generalleutnant a.D. Dr. Klaus Olshausen, waren sich abschließend einig über die Aktualität und Bedeutung der Themen und den Erfolg der Veranstaltung.

Autor: Laura Kölbel, Kai-Uwe Stumpf