Aktuelles

Auf verschiedenen Wegen zum gemeinsamem Ziel

Mittwoch, 2. Januar 2013

Professor Gougeon charakterisierte in seinem Beitrag das deutsch-französische Verhältnis als „privilegierte Beziehung“, die als Nährboden der Weiterentwicklung Europas diene. Nicht nur Frankreich und Deutschland profitierten von diesen Beziehungen, sondern auch Dritte. 

Ein Herr im grauen Anzug steht an einem Rednerpult. Im Hintergrund sind die französische und die deutsche Flagge zu sehen.

Forschungsdirektor Gougeon beschwört die gemeinsame Kraft von Deutschland und Frankreich
Quelle: Bundesakademie für Sicherheitspolitik

Professor Gougeon betonte die Bedeutung Deutschlands und Frankreichs als „kritische Masse“ in Europa und der Welt. Beide Staaten zusammen vereinten ein enormes finanzielles, politisches und kulturelles Gewicht in der Europäischen Union, aber auch in den Vereinten Nationen. Diese gemeinsame Kraft schaffe politische Legitimation, aber auch Verantwortung. Frankreich und Deutschland seien gemeinsam in der Lage Europa weiterzuentwickeln. Der IRIS-Forschungsdirektor fand jedoch auch mahnende Worte: die derzeitigen Beziehungen hätten sich im historischen Vergleich leicht abgeschwächt. In Anbetracht der deutschen Erfolge im Bereich der Wirtschaft herrschten in Frankreich Abstiegsängste gegenüber dem Nachbarn. Die Achse Deutschland und Frankreich brauche ein neues Gleichgewicht. Sie könnte im Rahmen einer gemeinsamen „Agenda 2020“ bereits bestehende Annäherungsprozesse aufgreifen. Hier hob Professor Gougeon besonders die Bereiche Fiskalpolitik, Sozialpolitik und Industriepolitik aber auch eine gemeinsame Sicherheitspolitik hervor, auf denen beide Länder weiterhin verstärkt voneinander lernen könnten und müssten.

Ein Herr im dunklen Anzug steht an einem Rednerpult. Im Hintergrund sind die französische und die deutsche Flagge zu sehen.

Generalleutnant Duquesne: "Trotz unterschiedlicher Wege zum selben Ziel."
Quelle: Bundesakademie für Sicherheitspolitik

Generalleutnant Duquesne verwies anschließend auf die seit Jahrzehnten erfolgreiche Zusammenarbeit von Deutschen und Franzosen im Bereich der Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Diese positiven gemeinsamen Erfahrungen könnten jedoch nicht über die derzeit in einigen Bereichen unterschiedlichen Ansätze hinweg täuschen. So hätten beispielsweise Deutschland und Frankreich in der Libyen-Frage unterschiedliche Wege gewählt, seien jedoch in der Zielstellung stets nah beieinander gewesen. Die derzeitig unterschiedlichen Ansichten zum Verhältnis zwischen „hard power“ und „soft power“ stehe dem von beiden Ländern geteilten Ziel der europäischen Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) nicht entgegen. Beide Länder würden sich im Zuge der „Normalisierung Deutschlands“ in diesen Fragen annähern.

In der abschließenden Diskussion bekräftigten die beiden Vortragenden, dass die derzeit noch unterschiedlichen Kulturen im Bereich der Sicherheits- und Verteidigungspolitik kein Hindernis für die Weiterentwicklung der GSVP seien –Deutschland und Frankreich käme bei diesem Prozess eine entscheidende Rolle zu.

Das in Paris ansässige Institut des Relations Internationales et Stratégiques (IRIS) wurde 1991 auf private Initiative hin gegründet und arbeitet zu den Themenbereichen Außenpolitik und Strategie, sowie Sicherheit und Verteidigung. Professor Gougeon ist Forschungsdirektor am IRIS mit dem Schwerpunkt auf Deutschland.

Das Institut des hautes études de defense nationale (IHEDN) besteht seit 1936 und ist auf Verteidigungsfragen spezialisiert. Es untersteht direkt dem Premierminister und nimmt einen breiten Weiterbildungsauftrag im Bereich der Verteidigungspolitik wahr. Es wird seit September 2012 von Generalleutnant Jean-Marc Duquesne geleitet. Dieser hat unter anderem am zweijährigen deutschen Generalstabslehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg teilgenommen.

Autor: Sven Morgen