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Antonia Rados im Gespräch an der BAKS

Montag, 9. Januar 2012

Wie wird es in den Ländern des "arabischen Frühlings" weitergehen? Welche Teile der Bevölkerung waren an den Protesten besonders beteiligt? Steht dort eine starke Islamisierung bevor?

Diese und ähnliche Fragen bewegten mehr als 100 Interessierte, die der Einladung der BAKS zu einem Abend mit Antonia Rados gefolgt waren.

Die bekannte TV - Journalistin Antonia Rados, seit 1995 für die RTL-Mediengruppe in Kriegs- und Krisenregionen unterwegs,  machte u.a. deutlich, dass die Unter-30-Jährigen die entscheidenden Träger der Revolution waren. Etwa drei Viertel der arabischen Bevölkrerung sei unter 30 Jahre alt. Die hohe Arbeitslosigkeit und damit einhergehende Perspektivlosigkeit gerade dieser Gruppe habe das Fass zum Überlaufen gebracht. Anders als hierzulande häufig berichtet, hätten weniger die sogenannten sozialen Medien die gegenseitige Information der Demonstranten ermöglicht, sondern der Sender Al Dschazira, über den sich fast 60% der arabischen Bevölkerung informiere. Die Demonstranten wollten sowohl die Demokratie als auch den Islam; dieser habe vor allem deshalb ein gutes Image, weil er als nicht korrupt gelte. Dabei sei insbesondere die Türkei Vorbild, auch wenn sie nicht "arabisch" sei;  sie verbinde eine relativ demokratische Ordnung mit dem Islam. Die Muslimbrüder wollten in ihrer Mehrheit wohl keinen radikalen Islam, ihnen sei klar, dass Beschäftigungmöglichkeiten für die Jungen eine große Priorität hätten. Sie wüssten auch, dass ein Wandel nicht so radikal sein dürfe, dass er die Einnahmen aus dem Tourismus gefährde, das gelte insbesondere für Ägypten. Keine Rolle bei den Protesten spiele der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Christen hätten mit den abgelösten Machthabern öfters zusammengearbeitet, um deren Schutz vor Übergriffen zu erhalten. Dies werde ihnen heute von den Demonsranten häufig zum Vorwurf gemacht, ihre Situation werde schwieriger. Europa solle sich engagieren, es habe in der Region auch bessere Möglichkeiten als die USA, weil sein Ansehen höher sei.
In der anschließenden lebhaften Diskussionsrunde kamen noch viele andere Themen zu Wort, wie z.B. die Situation der Kopten, die Schließung des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kairo und die Teilnahme von Frauen an Demonstrationen.

Autor: Dr. Christian Fuchs