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Ambivalentes Bild: Erste Eindrücke des Führungskräfteseminars in Pakistan

Donnerstag, 15. Februar 2018

Auf dem Programm in Islamabad stehen Gespräche mit hochrangigen Angehörigen der Regierung Pakistans und der internationalen Gemeinschaft sowie Wirtschaftsvertretern.

Zahlreiche Menschen sitzen in einem lichtdurchfluteten Raum in einem Stuhlkreis und sprechen miteinander.

Das Seminar im Gespräch mit dem deutschen Botschafter Martin Kobler. Foto: BAKS/Wagner

Das Führungskräfteseminar 2018 hat seine erste Reiseetappe in Pakistan abgeschlossen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen auf ein Land, das mit seiner eigenen Identität ringt, sich zu Unrecht in die extremistische Ecke gestellt sieht und sich zum großen Teil über die Bedrohungen von außen definiert. Gespräche mit der Armeeführung, dem nationalen Sicherheitsberater, dem Parlamentssprecher sowie Abgeordneten der Deutsch-Pakistanischen Freundschaftsgruppe, Repräsentanten der Wirtschaft und Vertretern anderer Nationen hinterließen gemischte Eindrücke. Die gelegentliche Charakterisierung Pakistans als „Failing State“ trifft ebenso wenig zu, wie das im Land gepflegte Selbstbild einer Nation, die vor dem Aufbruch in eine moderne und stabile Zukunft steht.

Prägende Bedrohungsvorstellungen

Zwei Frauen in traditioneller islamischer Kleidung sitzen an einem Tisch mit Mikrofonen; eine spricht, die andere blickt zu ihrer Nachbarin.

Im Parlament traf das Seminar mit Angehörigen der Deutsch-Pakistanischen Freundschaftsgruppe zusammen. Foto: BAKS/Wagner

Ein Kernpunkt der Debatten war zunächst die Situation in Afghanistan, welche die ganze Vielschichtigkeit der Probleme aufzeigt. De facto sind Afghanistan und Pakistan keine Nachbarn, sondern zwei überlappende Staaten, bei denen die Grenze teilweise mitten durch Dörfer gezogen wurde und damit praktisch nicht existiert. Somit kann der Transfer von Extremisten in beide Richtungen nicht kontrolliert, geschweige denn unterbunden werden. Ein zweites Dauerthema waren die allgegenwärtigen Bedrohungsvorstellungen gegenüber Indien, bei denen für Außenstehende nicht immer erkennbar ist, bis zu welchem Grad sie nicht auch dazu dienen, den Zusammenhalt des Landes und vor allem die dominante Rolle des Militärs im Staat zu sichern.

Ein ambivalentes Bild

Drei geschäftlich gekleidete Männer sitzen auf Stühlen hinter kleinen Tischen; der mittlere spricht zum Betrachter.

Wichtige Station in der diplomatischen Community Islamabads: Das Gespräch in der US-Botschaft. Foto: BAKS/Wagner

Drittens wurde nahezu ständig die Enttäuschung über die USA geäußert, für die Pakistan in Afghanistan Opfer gebracht habe, ohne entsprechende Gegenleistungen zu bekommen. Von amerikanischer Seite wurde hingegen darauf verwiesen, dass – ungeachtet ungeschickter Äußerungen des US-Präsidenten – das Engagement der USA in Pakistan nach wie vor gegeben sei. Das vierte Hauptthema war die Absicht Chinas, Pakistan mit dem „China Pakistan Economic Corridor“ (CPEC) in seine „One Belt One Road“ Initiative einzubeziehen. Während Pakistan von diesem gewaltigen Infrastruktur-projekt geradezu heilsbringende Wirkungen hinsichtlich Fortschritt und Wirtschaftswachstum erwartet, wurde von chinesischer Seite auf die Probleme und auf die Eigenleistungen verwiesen, die Pakistan zu erbringen habe.

Auch nach intensivem Austausch, der von der deutschen Botschaft in Islamabad mit großem Einsatz organisiert worden war, bleibt der Eindruck eines Landes, das sich im besten Fall auf einem richtigen Weg befindet, das aber noch mit gewaltigen Problemen konfrontiert ist. Deutlich wurde aber auch, dass Deutschland und Europa der Region mehr Aufmerksamkeit widmen müssen.

Autoren: Redaktion