Studienreise des Kernseminars 2016 nach Washington D.C. und New York

Das vorletzte Modul und zugleich die letzte Auslandsreise des diesjährigen Kernseminars für Sicherheitspolitik führte die BAKS-Delegation über den Capitol Hill hinein in den Kern des Big Apple, der bisweilen auch als heimliche Hauptstadt der Welt gehandelt wird. Nach den Hintergrundgesprächen in der offiziellen Hauptstadt der Vereinigten Staaten ermöglichte der letzte Teil der Seminareise so noch einmal eindrücklich eine übergreifende  Reflexion der wesentlichen Kernthemen des diesjährigen Seminars.

Seit jeher bereits Anziehungspunkt für Aussteiger, Auswanderer und vor Krieg und Elend Geflüchteter verbinden die zahlreichen Stadtteilbrücken heute nicht nur die fünf Boroughs der Metropole am Hudson River, sondern zugleich Millionen von Menschen verschiedenster Herkunft, Kulturen und Religionen. Vielleicht ist es gerade dieses verbindende Element des oft so betitelten Melting Pot, oder aber die New York City innewohnende überstrahlende Symbolik von Freiheit, Moderne und Hoffnung, weshalb die Vereinten Nationen ihr Zuhause hier mit entferntem Blick auf die Freiheitsstatue gewählt haben. Diese bildeten dann auch zugleich den Ausgangspunkt für die politischen Hintergrundgespräche des Kernseminars, wobei sowohl die UN Politik, ihre Friedensmissionen als auch das UN-Engagement in der jüngsten Flüchtlingskrise mit UN-Vertretern und der Generalkonsulin Britta Wagener und ihrem Team thematisiert wurden. Deutschlands Engagement in der UN und die in diese gesetzten Hoffnungen, hierüber Weltpolitik mitgestalten zu können, spiegeln sich dabei bereits in der geographischen Nähe des German House zum UN-Headquarter wider.

Europäische Einflüsse haben im vormaligen New Amsterdam allgemein Tradition und sind noch heute im Stadtbild allgegenwärtig, auch wenn diese zum Teil in ihrer Sichtbarkeit inzwischen zurücktreten hinter Einflüssen einer wachsenden Zahl asiatischer und afrikanischer Einwanderer. Auch das jüdische Leben am Tor der neuen Welt blickt bereits auf eine lange Tradition und hat hier unlängst eine Heimat gefunden. Ein intensiver Austausch mit der obersten Leitung des American Jewish Commitee erlaubte so dann auch noch einmal einen Rückblick auf die vorangegangene Feldstudie im Nahen Osten, wobei die amerikanische Politik hierbei deutlich mehr in den Fokus rückte und Auswirkungen eines vermeintlichen politischen Kurswechsels der selbstpropagierten Schutzmacht Israels für die Region diskutiert wurden.

New York City wird nur allzu gern mit Superlativen überzogen und zu einer Versinnbildlichung des modernen westlichen Lebensstils hochstilisiert, was diese Metropole damit natürlich zugleich zu einem potentiellen Angriffsziel derer werden lässt, die diese Attribute und Lebensweise ablehnen. Auf 9/11 könnte wohl bereits getrost ein Satzzeichen folgen, steht dieser Zahlencode schließlich nicht nur für die amerikanische Schreibweise eines einfachen Datums, vielmehr wird dieses wie kaum ein anderes Ereignis im öffentlichen Diskurs mit dem Begriff Terrorismus verknüpft. Als die USA, die wohl letzte verbliebene Weltmacht des 20. Jahrhunderts, seine eigene Verwundbarkeit auf drastische und schmerzlichste Art und Weise erkennen musste und die Massenmedien die ganze Welt live daran teilhaben ließen, schien diese große Welt für einen kleinen Augenblick still zu stehen, die täglichen Katastrophen keinen Nachrichtenwert zu haben, die Kriege, Hungersnöte und Kriminalität für einen Moment verdrängt durch die Bilder der einstürzenden Twintower in Manhattan.

Rund um den Erdball verfolgten die Menschen auf den Fernsehbildschirmen in schier unendlicher Wiederholung, wie die als fliegende Bomben missbrauchten Passagierflugzeuge sich gnadenlos ihren Weg durch das Betongemäuer der Wolkenkratzer bahnten und tausenden Menschen den Tod brachten. Der daraufhin ausgerufene War on Terror und seine Konsequenzen sind nun auch noch 15 Jahre später Grundlage sicherheitspolitischer Debatten und haben nicht nur im Mittleren Osten zu politischen Veränderungen geführt, sondern bestimmen nach wie vor auch im Westen die sicherheitspolitische Agenda und Gesetzgebung.

Die mit Terrorismus aber auch seiner Bekämpfung verbundenen, mitunter massiven wirtschaftlichen Auswirkungen leiteten insofern auch direkt über zu einem weiteren Kernthema des Seminars: die globale Finanzkrise, für die wohl wiederum kaum ein geeigneterer Ort als Manhattans Financal District symbolisch herangezogen werden könnte. Hintergundgespräche mit Bankenvertretern, aber auch der German American Chambers of Commerce rundeten die finale Seminarreise ab.

Der Weg zum Flughafen führte das Seminar dann noch einmal vorbei am imposanten Trump-Tower, dessen Symbolik für die globale Sicherheitspolitik aber ggfs. erst in einem der nächsten Kernseminare der BAKS zu analysieren wäre.

Autor: Christoph Zurheide, Teilnehmer Kernseminar 2016