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20 Jahre Runder Tisch in Polen und Deutschland - Demokratie und Freiheit in Europa

Freitag, 13. Februar 2009

An den „Runden Tisch“, der „das Epizentrum eines politischen Erdbebens werden sollte, das 1989 nicht nur Polen verändert hat, sondern auch Deutschland, Europa und die Welt“ erinnerte Bundesaußenminister Steinmeier gemeinsam mit Zeitzeugen aus Polen und der ehemaligen DDR in einer Diskussionsveranstaltung an historischem Ort im Schloss Schönhausen.

zentraler runder Tisch
Quelle: DPA

Der zwanzigjährige Jahrestag der „Runden Tische“ von Polen und Deutschland gab den Anlass für das Zusammentreffen von Außenminister Steinmeier mit polnischen und deutschen Zeitzeugen der damaligen „Runden Tische“ und dreißig „Ehemaligen“ des Europäischen Jungendparlaments. Am Ort des deutschen „Runden Tisches“, im Historischen Saal der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, thematisierten die Teilnehmer, unter Moderation von ARD Warschau Korrespondent Robin Lautenbach, insbesondere die weit reichende Bedeutung des polnischen „Runden Tisches“ für die friedlichen demokratischen Revolutionen, die sich in den Jahren 1989 und 1990 in Europa vollzogen.

Außenminister Steinmeier hob bereits zu Anfang hervor, dass der polnische „Runde Tisch“, der Gespräche zwischen der kommunistischen Regierung und Oppositionsgruppen erlaubte, ein starkes Signal in die ganze Welt sendete. Er zeige, dass ein friedlicher, von der Zivilgesellschaft getragener Dialog in der Lage war die alten autoritären Regime zu überkommen, ohne dass eine Seite dabei auf Gewalt setzte. Dieser friedliche Ablauf des „Runden Tisches“ war nach einhelliger Meinung aller Teilnehmer besonders der hohen moralischen Autorität und Standfestigkeit der Solidarnosc zu verdanken, die sich trotz Repressalien seitens der kommunistischen Regierung immer an einen friedlichen Diskurs hielt. Anwesende Mitbegründer der Solidarnosc und der ehemalige polnische Ministerpräsident Mazowiecki wiesen in ihren Ausführungen zudem auf die große Unterstützung durch Papst Johannes Paul II. und die polnische katholische Kirche hin.
Anschließend stellten sowohl Lothar de Maizière, letzter Ministerpräsident der DDR , als auch Markus Meckel, letzter Außenminister der DDR , fest, dass für sie persönlich das endgültige Ziel des „Runden Tisches“ in Deutschland die Wiedervereinigung gewesen sei.

Abschließend zu den Ausführungen der Zeitzeugen hatten Vertreter der „Ehemaligen“ des Europäischen Jugendparlaments die Möglichkeit Fragen an die Teilnehmer der „Runden Tische“ zu richten. Dabei kreisten die Fragen auch um das Thema, ob sich das methodische Mittel des „Runden Tisches“ auch in anderen Fällen für die gewaltlose Konfliktbewältigung eignen könnte. Hier wurde insbesondere Bezug auf den Nahost-Konflikt genommen. Auf Seiten der Zeitzeugen und anwesenden Historiker bestand jedoch Konsens, dass nur der spezifische historische Kontext die Einrichtung und den friedlichen Ablauf der „Runden Tische“ in Polen und Deutschland gewährleistete. Somit seien „Runde Tische“ nicht ohne weiteres geeignet in anderen politischen Konfliktlagen dieselbe umfassende Wirkung zu erzielen.

Dennoch machte Außenminister Steinmeier deutlich, dass das Vermächtnis der friedlichen Dialogforen des Jahres 1989 aktueller denn je sei, da die Welt sich an einer Zeitenwende befinde, die neben Chancen auch viele Gefahren berge. Deshalb gelte: „Viele der Grundsätze, denen wir die friedliche Revolution von 1989 verdanken, taugen ohne Abstriche auch als gültige Maximen für unser Handeln heute: Die Notwendigkeit, außerhalb festgefahrener Kategorien zu denken, den Dialog zu suchen statt Konfrontation, Zusammenarbeit über alle Differenzen hinweg, verantwortlichen Umgang mit Macht und verantwortlichen Umgang mit Freiheit. Und vor allem: das Bewusstsein, dass die Kraft einer gemeinsamen Idee die Welt zum Besseren verändern kann.“
Dieser Geist wurde in der Diskussionsrunde von den jungen Vertretern des Europäischen Jugendparlaments weiter getragen.