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Diskussion mit Experten aus der Mongolei

Dienstag, 16. April 2013

Drei Wissenschaftler des 1992 gegründeten Instituts für Strategische Studien (ISS), darunter der ISS-Direktor Dr. Damba Ganbat, sowie ein Polizeiexperte aus dem Justizministerium in Ulan Bator und der stellvertretende Verteidigungsattaché der Botschaft in Berlin, informierten sich am 16. April  an der Bundesakademie über deutsche Ansichten zu brennenden Fragen, die aufgrund der weltweiten Globalisierung entstehen.

Sechs Herren stehen halbrund vor dem Eingangsschild der BAKS.

Mongolische Sicherheitsexperten an der BAKS (v.l.n.r.): Norloo Erdenetsogt, Leiter des mongolischen Zentrums für Verfassungsschutzforschung, Ganchuluun Oyunbold, Abteilungsleiter des Justizministeriums der Mongolei, Dr. Dorjraa Munkhtur, Leiter des Zentrums für Nordamerika- und Europastudien des ISS, Oberst i. G. Rainer Meyer zum Felde, BAKS-Vizepräsident, Dr. Damba Ganbat, Leiter des ISS, Dulamjav Erdenebileg, stv. Verteidigungsattaché an der mongolischen Botschaft in Deutschland.
Quelle:  Bundesakademie für Sicherheitspolitik

Die mongolischen Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass sich „die Wahrscheinlichkeit eines militärischen Angriffs verringert“. An anderer Stelle entstünden dafür „neue Arten der Gefahren und Risiken“. Beispielsweise beobachtet man am mongolischen ISS die weltweiten Gefahren durch Umwelt- und Klimaveränderungen, Armut, Nahrungsmittelknappheit und Religionskonflikte. Das 1992 gegründete ISS berät den mongolischen Nationalen Sicherheitsrat fachlich; Direktor Damba Ganbat hat beispielsweise das nationale Sicherheitskonzept verfaßt.

Gefahr der Abkoppelung

Ein gewisses „Risiko“ für die Mongolei besteht nach Einschätzung der ISS-Experten darin, wirtschaftlich von der Außenwelt abgekoppelt zu werden, in Informationsrückstand zu geraten und mit dem Entwicklungstempo anderer Länder nicht mithalten zu können. Doch weil die Mongolen sich dieser Gefahr bewusst sind, können sie gegensteuern. Und eine der Aufgaben des Instituts ist es, der Regierung mit fachlicher Beratung zuzuarbeiten.

Die Arbeits- und Forschungsgebiete des mongolischen ISS decken sich mit denen anderer, ähnlich ausgerichteter Institute in anderen Ländern, darunter auch der BAKS, wie in dem Gedankenaustausch mit dem Vizepräsidenten der BAKS, Rainer Meyer zum Felde, deutlich zum Ausdruck kam. Und so war das Gespräch mit den mongolischen Experten geprägt von beiderseitigem Informationsaustausch über Grundlagen der internationalen Sicherheit. Außerdem zeigten sie sich sehr an einer Intensivierung der Zusammenarbeit interessiert.

Landschaftsbild der mongolischen Steppe mit zwei traditionellen Jurten.

Weniger als die Hälfte der 2,7 Millionen Mongolen leben noch in ihren traditionellen Jurten in der Steppe.
Quelle: Michael Roßbach

Durchbruch: Besuch der Kanzlerin 2011

Den Boden für solche Überlegungen hat offenbar Bundeskanzlerin Angela Merkel vorbereitet. Bei ihrem Besuch im Oktober 2011 in der Mongolei war das gegenseitige Interesse geweckt worden, die Kontakte und den Austausch von Kenntnissen und Informationen zu vertiefen. Merkel betonte damals in ihrer Rede vor dem Parlament in Ulan Bator die "Vorbildfunktion der Mehrparteiendemokratie Mongolei für Zentralasien". Als Grundlage für den Ausbau der Beziehungen zwischen beiden Ländern, nannte Merkel die vielen tausend Mongolen, die in der DDR studiert oder dort zu Facharbeitern ausgebildet worden seien. Drei der fünf mongolischen Sicherheitsexperten sprechen fließend Deutsch: Norloo Erdenetsogt hat in Leipzig und Freiberg studiert, Dr. Ganbat, der Direktor des ISS, studierte an der Exportakademie in Baden-Württemberg, Dr. Munkhtur studierte Politikwissenschaften, Recht und Soziologie an der Uni München und war außerdem Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Wenig bekannt: Deutsche und mongolische Soldaten dienen bereits gemeinsam in Faizabad in Afghanistan.

Die mongolische Delegation führte während ihres Deutschlandaufenthaltes außerdem Gespräche mit Vertretern von Bundesämtern, Ministerien und Stiftungen. Ziel der Reise ist es, zu erfahren, wie Deutschland mit Umwelt- und Informationssicherheit umgeht und welche Strategien es hierzulande gibt, Krisen verschiedener Szenarien zu bewältigen.

Autor: Tom Goeller