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Besuch des NATO Defense College aus Rom

Dienstag, 2. Oktober 2012

Der 121. Senior Course des NATO Defense College, Rom, besuchte am 2. Oktober die Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS). 

Publikum sitzt auf Stühlen im Saal

Der 121. Senior Course im Historischen Saal der BAKS
Quelle: Bundesakademie für Sicherheitspolitik

Der Vizepräsident der BAKS,  Rainer Meyer zum Felde,  begrüßte die rund 90 Stabsoffiziere aus den NATO-Staaten sowie zahlreichen Partner-Ländern zusammen mit dem Delegationsleiter des NATO Defense College, Commodore Harald Håkonsen (Norwegische Marine), im Historischen Saal des Hauses Berlin und verwies auf die Bedeutung des Ortes in seiner geschichtlichen Rolle für die Deutsche Einheit.

Der Senior Course in Rom ist eine sechsmonatige Hochwertausbildung für ausgewählte Fach- und Führungskräfte der jeweiligen Regierungen und dient der Vorbereitung auf herausragende internationale Verwendungen im Bereich der NATO oder anderen internationalen Organisationen. Der Besuch an der BAKS war Abschluss und sicherheitspolitische Abrundung eines dreitägigen Berlin-Programms, das den Senior Course auch mit Bundestagsabgeordneten sowie mit hochrangigen  Vertretern des Bundesministeriums der Verteidigung ins Gespräch brachte.

In seinem  englischsprachigen Vortrag "Vernetzte Sicherheit und Comprehensive Approach - Herausforderungen und Möglichkeiten für die deutsche Sicherheitspolitik" beschrieb der Vizepräsident  der BAKS zunächst die historischen Rahmenbedingungen und stellte dar, wie sich der internationale strategische Fokus von Europa in Richtung Südost-Asien verschoben hat. Vor dem Hintergrund  globaler Bedrohungen und Risiken zeigte er im Detail die Entwicklung zentraler deutscher Dokumente zur Sicherheitspolitik auf und beschrieb die Genese des umfassenden Sicherheitsbegriffs sowie des umfassenden sicherheitspolitischen Ansatzes als andauernden Prozess, der sich  im Laufe von nahezu zwei Jahrzehnten internationaler Politik herausgebildet hat.

Vizepräsident Meyer zum Felde ging weiter auf die feste Einbettung in die westlichen Strukturen, namentlich NATO und EU, ein und erläuterte deren jeweilige Spezifika, wobei er eine verstärkte europäische Integration anmahnte. Über  das Verhältnis Europas zu etablierten wie aufstrebenden globalen Mächten leitete er schließlich Deutschlands Handeln in der internationalen Sicherheitspolitik ab und hob dabei besonders die Priorisierung ziviler Mittel und den Einsatz militärischer Mittel als ultima ratio hervor. Mehrfach und deutlich unterstrich er die gestiegene Veranwtortung von Europa als Ganzes, namentlich an seiner Peripherie.

In der anschließenden Diskussion folgten die internationalen Teilnehmer der Aufforderung, ihre Fragen offen, teilweise  auch polarisierend zu stellen, so dass sich eine ebenso breite wie tiefgehende Debatte entwickelte. Die europäische Schuldenkrise und deren sicherheitspolitische Auswirkungen wurden dabei ebenso thematisiert wie das besondere Verhältnis zwischen Deutschland und Russland, in dessen Zusammenhang der multilaterale Ansatz  betont wurde. Mit Bezug auf den Einsatz der Streitkräfte hob der Vizepräsident der BAKS hervor, dass Deutschland fähig und durchaus willens sein könne, sich über Jahre hinweg aktiv zu engagieren, jedoch eine Abneigung gegenüber " falschen Entscheidungen auf der strategischen Ebene" habe.

Der Delegationsleiter des NATO-Lehrgangs, Commodore Harald Håkonsen, dankte am Ende für die informativen Darstellungen aus deutscher Perspektive und besonders für die Klarheit  der Ausführungen und bewertete den Besuch an der BAKS  als inhaltlich äußerst wertvollen Abschluss des mehrtägigen Berlin-Besuchs.

Autor: Gerhard Bahr