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„Phoenix Runde“: Kein Königsweg im Kampf gegen den Terror

Freitag, 20. November 2015

Bewaffnete Soldaten auf einer Straße in Paris, November 2015

Foto: Andrew Tijou/CC BY-NC-ND 2.0

Unter dem Eindruck der jüngsten Terrorwarnungen in Hannover diskutierten die Teilnehmer der „Phoenix Runde: „Länderspiel abgesagt – wie bieten wir ‚IS‘ die Stirn?“, darunter der Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, über den schmalen Grat zwischen Freiheit und Sicherheit. Obwohl die Sicherheitsbehörden auf Hochtouren arbeiten und die Politik Entschlossenheit demonstriert, wird klar: Ein „Patentrezept“ zum Umgang mit der akuten Bedrohung – wie in Paris manifestiert – gäbe es nicht, so der Tenor in der Runde.

Auf die Frage von Moderator Alexander Kähler, ob es überhaupt noch so etwas wie Sicherheit gebe, herrschte ernüchternde Einigkeit. Nahost-Experte Bruno Schirra war sich sicher: „Ein vollständiger Schutz gegen Terror ist nicht möglich.“ Der „IS“ habe feste bereits feste Strukturen in Europa etablieren können.

In einem Fernsehstudio des Senders „phoenix“ diskutiert der Moderator der Sendung mit den Talkshowgästen.

Die Diskussionsrunde im „phoenix“-Studio. Bildquelle: phoenix

Eine realistische Sichtweise forderte auch Karl-Heinz Kamp: „Wir müssen die Resilienz der Gesellschaft stärken – die Fähigkeit, als Gesellschaft in nationalen Tragödien nicht kopflos zu reagieren.“ Aber natürlich sei auch eine maßvolle Stärkung der Sicherheitsbehörden notwendig. Damit bewege man sich in einem „ständigen Prozess zwischen Freiheit und Sicherheit – aber das Interesse an Freiheit ist ungebrochen.“

Wie wichtig besonnenes Handeln ist, wurde insbesondere beim ebenfalls angesprochenen Thema Flüchtlinge deutlich. Einerseits erkannten die Diskutanten den legitimen Handlungsdruck von Staaten an, ihre Bürgerinnen und Bürger schützen zu müssen. Andererseits fördere die einseitige Projizierung von Ängsten auf Migranten extremistische Kräfte und gefährde Integration, so war sich die Runde einig. Vor allem aber dürfe sich Europa nicht durch nationale Alleingänge auseinanderdividieren lassen. Nationale Egoismen stärkten auf lange Sicht die Absicht des „IS“, Europa zu spalten. Eine nachhaltige Lösung des Terrorproblems erfordere einen langen Atem, gab Kamp zu bedenken: „Es gibt keinen Königsweg aus dieser Situation.“

Ein wichtiger Hinweis: In der Phoenix-Sendung fiel im Zusammenhang mit der Beschreibung des Islamverständnisses von IS-Extremisten der Begriff „Autismus“. Nach Hinweisen von Menschen, die mit dieser Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung zu tun haben, möchten wir klarstellen, dass diese Bevölkerungsgruppe nicht in einen Zusammenhang mit Terroristen gerückt werden sollte. Sollten sich Mitbürgerinnen und Mitbürger verbal verletzt gefühlt haben, so bitten wir um Nachsicht und Entschuldigung.

Autor: Redaktion

Videomitschnitt der „phoenix Runde: Länderspiel abgesagt – wie bieten wir ‚IS‘ die Stirn?“ vom 11. November