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Diskussion mit Lehrern: "Damned if you do, damned if you don't"

Donnerstag, 7. April 2016

Wie funktioniert das mit der aktuellen Außen- und Sicherheitspolitik? Lehrkräfte verschaffen sich an der Bundesakademie einen eigenen Eindruck.

Soldaten

Auch an Schulen wird über Außen- und Sicherheitspolitik und die Rolle des Militärs in Krisen engagiert diskutiert. Foto: Bundeswehr

"Künftige Historiker werden das Jahr 2014 als sicherheitspolitischen Wendepunkt begreifen", sagte Karl-Heinz Kamp, Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, 30 Lehrerinnen und Lehrern der Gießener Herderschule bei deren Besuch an der Bundesakademie am 30. März. Das von Studiendirektor Wolf-Ekkehard Krotzky in Zusammenarbeit mit dem Bundeskanzleramt organisierte Weiterbildungsseminar "Konzepte und Strategien für eine Welt in Unordnung" machte Station an der BAKS, um über außen- und sicherheitspolitische Herausforderungen zu diskutieren. Die Exkursion stand ganz im Zeichen des neuen Akademiekonzepts, in dem der Dialog mit der Bevölkerung einen entscheidenden Platz einnimmt. Lehrerinnen und Lehrer seien in ihrer Rolle eine "wichtige Zielgruppe als Multiplikatoren", da sie Schülerinnen und Schülern etwas beibringen und so dazu beitragen, den Diskurs über Sicherheitspolitik stärker zu öffnen, so Karl-Heinz Kamp.

"Wir müssen erkennen, dass wir wieder in der Artikel-5-Welt sind", sagte der Akademiepräsident in seinem Vortrag. Aufgrund forcierter Machtambitionen Russlands, des zunehmenden Staatenzerfalls im Nahen und Mittleren Osten und des hohen Konfliktpotentials im asiatisch-pazifischen Raum komme der NATO wieder mehr die Rolle der Bündnisverteidigung zu. Zudem sei die Frage der militärischen Verteidigungsfähigkeit heute wieder ein politisch salonfähiges Thema.

In seinen Ausführungen hob Kamp besonders die Bedeutung der transatlantischen Zusammenarbeit innerhalb der NATO hervor. So seien militärische Aggressionen gegen das Bündnis wieder denkbar. Der Aufstieg des "Islamischen Staats" und Russlands betont antiwestliches Handeln seien mehr als "sicherheitspolitische Einzelprobleme". Sie seien als "Gefahren für die westliche Ordnung" zudem nur gemeinsam mit den USA zu bewältigen. Gleichwohl betrachtet Kamp den Schutz vor und die Zusammenarbeit mit Russland nicht als unvereinbare Zielsetzungen. So sei zum Beispiel das Atomabkommen mit dem Iran nur in Kooperation mit Russland möglich gewesen. Auch die Probleme in Syrien seien nicht allein durch den Westen lösbar.

In der abschließenden Diskussion bekräftigte Kamp, dass Deutschlands stärkeres außenpolitisches Engagement seit 2014 auch international wahrgenommen werde. Führung impliziere jedoch auch, dass Deutschlands Außenpolitik wieder mehr im Fokus der Kritik stehe. "Damned if you do, damned if you don't", gelte nun nicht mehr nur für die USA, sondern auch für Deutschland.   

Autor: Lukas Wirnitzer