Die Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) führte vom 4. Januar bis 24. Juni 2011 das Seminar für Sicherheitspolitik durch. Das sechsmonatige Seminar richtete sich an 31 herausgehobene Führungskräfte aus Bundes- und Länderressorts, Wirtschaft, Medien, Gesellschaft und dem Ausland sowie aus dem sicherheitspolitischen Umfeld.
Der Präsident der BAKS während seiner Abschlussrede
Quelle: Bundesakademie für Sicherheitspolitik
Das Seminar diene keinem Selbsstzweck, stellte der Präsident einleitend heraus. Er betonte, dass es vielmehr darum ginge, die Teilnehmer zu "überzeugten Förderern und Anwendern der Prinzipien einer modernen Sicherheitspolitik" zu machen. Es ginge in den letzten sechs Monaten vor allem darum, die Fähigkeit zu strategischem Denken und das Verständnis übergreifender Zusammenhänge zu entwickeln. Darüber hinaus sollten komplementäre wie konkurriende Interessen ausbalanciert und zu einem sinnvollen Ganzen vereint werden. Nicht zuletzt sollten die Teilnehmer operative Handlungskompetenz in komplexen, kritischen Lagen erwerben.
Anschließend betonte der Präsident die "Substanz des Denkens und Handelns" in Bezug auf sicherheitspolitische Belange und nennt als Messlatte eine "Idealvorstellung":
Erstens: Das Gerüst der Werte und sicherheitspolitischer Interessen sei weitestgehend stabil, transparent und offen für einen intensiven gesellschaftlichen Dialog.
Zweitens: Alle verfügbaren Instrumente - von der Diplomatie bis zur Ökonomie - würden im Entscheidungsprozess berücksichtigt werden und würden sich an jeweils maßgeblicher Stelle auswirken.
Drittens: Die relevanten Akteure sprächen nicht nur miteinander, sondern würden sich auf gemeinsam abgestimmtes Vorgehen einigen und dann auch im Sinne des vereinbarten Ganzen handeln.
Viertens: Die Konzepte würden einem strategischen Ansatz genügen, seien also so langfristig wie übergreifend orientiert und würden vor allem auch die Chancen zur Prävention ausschöpfen.
Anläßlich der Frauenfußballweltmeisterschaft verglich er anschaulich seine dargestellten sicherheitspolitischen Prinzipien mit einem Fussballspiel, wobei er deutlich betonte: "Die Begriffe 'gewinnen und verlieren', 'Sieg und Niederlage' sind einer heutigen Sicherheitspolitik nicht mehr angemessen. Vielmehr sprechen wir statt von Nullsummenspielen besser von Zielen wie Frieden, Stabilität und Partnerschaft."
Sein Abschlussappell wird noch lange nachklingen: "Ich hoffe, nein erwarte, dass Sie nun zurückgehen in Ihre originären Aufgaben und im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten unsere gemeinsame Philosophie umsetzen: umfassend, vernetzt und strategisch."
Die Seminarsprecher, Herr Kapitän z.S. Hemeling und Frau Kandler, überreichen dem Präsidenten ein Abschiedsgeschenk
Quelle: Bundesakademie für Sicherheitspolitik
Dr. Ole Schröder, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, wies in seiner Festrede auf die sicherheitspolitischen Auswirkungen der Globalisierung hin und sagte: "Diese Grenzenlosigkeit, von der wir alle auch profitieren, macht es notwendig, dass wir viel enger zusammenarbeiten – national und international. Gerade wir Deutschen sind gut darin, in Kästchen zu denken, auch zwischen den Behörden und Ressorts. Das müssen wir verändern. Ihr Seminar und der hier gewählte Ansatz ist dazu ein guter Beitrag." Ferner verdeutlichte Dr. Schröder, welche Konsequenzen die weltweiten Verflechtungen für unseren Einsatz im Ausland haben: "Die Untrennbarkeit von innerer und äußerer Sicherheit in einer globalisierten Welt erfordert es, dass wir unsere innere Sicherheit zunehmend von Auslandsengagement abhängt. Asymmetrische Konflikte sind allein militärisch nicht zu gewinnen, sondern entscheiden sich vor allem auf wirtschaftlichem, sozialem und politischem Gebiet. Deswegen können wir die Konflikte nicht allein mit Waffengewalt lösen."
Der Sprecher des Seminars, Herr Kapitän z.S. Hemeling, bestätigte, dass die Akademie ihr Weiterbildungsziel voll erreicht habe. Bei allen habe eine wesentliche Veränderung stattgefunden: "Anstelle einer gewissen Naivität in der Beurteilung politischer Prozesse ist die Erkenntis gereift, dass sich hinter plakativen Schlagzeilen häufig äußerst komplexe Sachverhalte verbergen und vielschichtige Mechanismen zu berücksichtigen sind." Zum Schluss bedankte er sich ausdrücklich im Namen aller Teilnehmer bei allen, die das Seminar ermöglicht haben, besonders jedoch beim Bundeskanzleramt für das "Goldkörnchen BAKS", das sie alle genießen durften. Mit dem Verweis auf das profunde Netzwerk, dem die Absolventen nun angehören, schloß er: "BAKS, lebe wohl! Wir werden uns wiedersehen!"
Nachdem allen Teilnehmern vom Präsidenten und dem Staatsekretär Dr. Ole Schröder die Abschlussurkunden ausgehändigt worden waren, stand fest: Nun liegt es an ihnen, das erworbene Wissen zum Wohle aller für die Sicherheit unseres Landes und weltweit einzubringen.
Autor: Boris Bovekamp