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Methoden zur Strategischen Vorausschau: Red Teaming

Donnerstag, 24. Juli 2025

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BAKS

Bei Übungen der Bundeswehr, wie hier auf dem Truppenübungsplatz Hammelburg, simuliert das Red Team einen unberechenbaren Gegner. Auch in der Strategischen Vorausschau können Red Teams unbekannte Schwachstellen aufdecken. Foto: Bundeswehr/Quehl

Auch eine gut durchdachte Organisation kann scheitern, wenn alle Beteiligten dieselben Annahmen teilen und kritische Risiken übersehen. Hier setzt die Methode Red Teaming an: Ein unabhängiges Team übernimmt die Rolle eines Gegenspielers, um Planungen zu hinterfragen und Schwachstellen aufzudecken – noch bevor dies ein echter Gegner tut. Die Methode hat ihren Ursprung im Militär, findet aber zunehmend auch in zivilen Kontexten Anwendung. Red Teaming ist auch eine hilfreiche Ergänzung für die Strategische Vorausschau.

Im Gegensatz zu konsensorientierten Planungsprozessen übernimmt das Red Team gezielt eine konträre Rolle und prüft beim Red Teaming kritisch die eigenen Pläne, Annahmen und Systeme aus Perspektive eines potentiellen Widersachers. Das Team identifiziert blinde Flecken, stellt Annahmen infrage und entwirft alternative Szenarien – mit dem Ziel, die Robustheit bestehender Strategien zu erhöhen. Die Methode folgt festen Regeln und wirkt der Gefahr des Groupthink, also irrationalem Gruppendenken entgegen.

Ein Beispiel dafür lieferte 2015 das US-Heimatschutzministerium: Interne Prüfer agierten als Red Team und schleusten in 67 von 70 Tests unbemerkt Waffen oder Sprengstoffattrappen durch Flughafen-Sicherheitskontrollen – eine Fehlerquote von 95 %. Diese Ergebnisse zwangen die Transportsicherheitsbehörde (TSA) zu umfassenden Reformen.

Redteaming als Stresstest für robuste Entscheidungen

Passkontrolle der Bundespolizei am Flughafen
Passkontrolle der Bundespolizei am Flughafen
Bundespolizei
Verdeckte Red Teams können bei Kontrollaufgaben mögliche Schwachstellen aufdecken. Foto: Bundespolizei

Strategische Vorausschau (Foresight) beschäftigt sich mit der systematischen Erkundung zukünftiger Entwicklungen, um robuste Entscheidungen vorzubereiten. Red Teaming ergänzt diesen Ansatz, indem es als Stresstest für im Szenario narrativ entwickelte Organisationsstrukturen oder vorgeschlagenen Strategien dient. Während Foresight mögliche Zukunftsbilder entwirft, hinterfragt das Red Team die darin enthaltenen Annahmen. Es stellt Fragen wie: Was, wenn eine zentrale Annahme falsch ist? Welche Schwachstelle könnte ein Gegner in einem eigentlich wünschenswerten Szenario ausnutzen? Welche unvorhergesehene Entwicklung könnte unser Szenario zunichtemachen?

Solche Fragen helfen, die Ergebnisse strategischer Planung aus der Vorausschau zu validieren. Red Teaming zwingt dazu, über vertraute Denkmuster hinauszublicken und alternative Sichtweisen einzubeziehen. So entsteht eine höhere Resilienz gegenüber Überraschungen und komplexen Entwicklungen.

Die Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) befasst sich intensiv mit Strategischer Vorausschau und der Qualifizierung von Entscheidungsträgern für sicherheitspolitisches Denken. Dabei fließen auch Elemente kritischer Prüfung ein, wie sie dem Red Teaming zugrunde liegen – etwa durch Perspektivwechsel oder strukturierte Konfrontation mit gegensätzlichen Positionen. Ein Team Red auf Regierungsebene könnte strategische Annahmen regelmäßig überprüfen – ein Ansatz, der 2021 bereits in sicherheitspolitischen Fachkreisen zur Diskussion stand.

Als angrenzende Methode zur Strategischen Vorausschau trägt Red Teaming dazu bei, sicherheitspolitische Planung robuster und lernfähiger zu gestalten – indem es Unbequemes denkt, bevor es Wirklichkeit wird.

Mehr Informationen zu Strategischer Vorausschau an der BAKS finden Sie hier.

 

Autor: Obada Habak