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Karl-Heinz Kamp: Interventionen wollen gut überlegt sein

Donnerstag, 1. Oktober 2015

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Akademie-Präsident Karl-Heinz Kamp. Foto: BAKS/Mochow

Das Handeln von Russland in der Syrienkrise rückt das Thema Interventionen wieder stark in den Mittelpunkt der sicherpolitischen Debatte. Im Interview mit dem Deutschlandradio Kultur beleuchtet Karl-Heinz Kamp, frisch ernannter Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, welche Überlegungen in solch einer Debatte über militärische Interventionen anzustellen sind. Zunächst, so Kamp, ergebe sich die Frage, ob sich klare Optionen für politische, wirtschaftliche oder militärische Interventionen bieten würden. Im Gegensatz zu den Konflikten auf dem Balkan in den neunziger Jahren sei die Gemengelage in Syrien und auch in anderen Staaten im Nahen und Mittleren Osten weitaus komplexer: Die dauerhafte Erosion von Staaten und die vielen Konfliktgruppen, welche von unterschiedlichen Akteuren in der Region unterstützt werden, könnte bei Interventionen zu einer Steigerung möglicher Opferzahlen beitragen.

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Außerdem müsse man sich der Größenordnung von heutigen Interventionen bewusst sein. „Wenn man eine neue Ordnung überwunden hat, heißt das nicht, dass sich automatisch eine Neue bildet“, sagte Kamp. Stattdessen seien Intervenierende gefordert, die auf den Konflikt folgende Bildung einer neuen Ordnung zu unterstützen. Diese führten zu neuen Herausforderungen. Einerseits sei für solch einen Auftrag Unterstützung aus der Region nötig, um nicht als imperialistische Macht gesehen zu werden. Andererseits sei am Beispiel der Balkanstaaten zu beobachten, dass es durchaus zwei Jahrzehnte dauern kann, bis eine relativ stabile Lage erreicht werde. Grundlage für eine Intervention sei also eine Regierung vor Ort, welche durch „good governance“ zur Stabilisierung beiträgt.

Das Interview in ganzer Länge hier

Autorin: Leonie Munk