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Freundeskreis zeichnet Avi Primor mit Karl-Carstens-Preis aus

Freitag, 11. Dezember 2015

Daniel Primor

In seiner Dankrede überbrachte Daniel Primor herzliche Grüße von seinem Vater, der aus gesundheitlichen Gründen den Karl-Carstens-Preis nicht persönlich entgegennehmen konnte.
Foto: BAKS

„Sicherheitspolitik nicht nur in Expertenzirkeln, sondern darüber hinaus auch in der breiteren Öffentlichkeit“ vermitteln und diskutieren – hier habe Deutschland Nachholbedarf, sagte der Vorsitzende des Freundeskreises der BAKS, Generalleutnant a.D. Kersten Lahl, anlässlich der Verleihung des Karl-Carstens-Preises 2015 Anfang Dezember an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik an den früheren Botschaftler Israels in Deutschland, Avi Primor.

Generalleutnant a.D. Kersten Lahl hinter einem Rednerpult

Generalleutnant a.D. Kersten Lahl bedankte sich bei Daniel Primor für seinen ausgezeichneten Einsatz. Foto: BAKS

Mit Primor werde ein Mensch ausgezeichnet, der „Stimme, Gewicht und persönliche Reputation“ für den nachhaltigen Dialog besitze. Anschließend unterstrich der Präsident der BAKS, Dr. Karl-Heinz Kamp, dass mit dem diesjährigen Preisträger nicht zuletzt auch die Bedeutung Israels für die westliche Wertegemeinschaft als einziger stabiler demokratischer Staat in der Nahostregion gewürdigt werde.

„Ein klarer Analytiker und kluger Realist“

Primors Persönlichkeit und politische Wertschätzung erklären sich insbesondere aus seinem Lebensweg, der durch wichtige diplomatische, aber auch akademische Stationen geprägt ist: Der 1935 geborene Primor war zunächst im diplomatischen Dienst in mehreren afrikanischen Staaten und Frankreich sowie im israelischen Außenministerium tätig. Nach Stationen als Botschafter Israels bei der Europäischen Gemeinschaft sowie in Luxemburg und Belgien wurde er 1991 Vizepräsident der Hebräischen Universität Jerusalem. Von 1993 bis 1999 wurde er Botschafter Israels in der Bundesrepublik und rasch „eine feste Größe im deutsch-israelischen Miteinander“, so Lahl. Nach seinem Ausscheiden aus dem diplomatischen Dienst wurde Primor Vizepräsident der Universität Tel Aviv und gründete 2004 an der privaten Universität Herzliya das gemeinsam mit der palästinensischen Al Quds-Universität und der jordanischen Royal Scientific Society arbeitende Trilateral Center for European Studies.

BAKS-Präsident Kamp

BAKS-Präsident Kamp betonte die besondere Bedeutung Israels für die westliche Wertegemeinschaft. Foto: BAKS

In seiner Laudatio würdigte der Bundestagsabgeordnete Volker Beck (Bündnis 90/Die Grünen) Avi Primor als „klaren Analytiker und klugen Realist“, von dessen Format es nur wenige Menschen gebe. Primor sei „weder ein Falke noch eine Peacenik“, sondern habe als Partner und Freund wie kaum ein anderer gelehrt, sich in die Erfahrungswelten anderer hineinzuversetzen. Dies gelte, wie Beck selbst erlebt habe, insbesondere für seine Zeit als Botschafter Israels in Deutschland. Primor habe immer wieder deutlich gemacht, dass die deutsche Schuld am Holocaust nicht wiedergutzumachen ist. Sie sei vielmehr Verpflichtung, Verantwortung für politisches Handeln in der Gegenwart zu übernehmen.

Auszeichnung für ein Lebenswerk

Da der Preisträger aus gesundheitlichen Gründen - sein Arzt habe ihm Flugreisen untersagt - die Auszeichnung nicht persönlich entgegennehmen konnte, übernahm dies sein Sohn Daniel. Daniel Primor stellte in seiner Dankesrede die Entwicklung der diplomatischen und gesellschaftlichen Beziehungen Israels und Deutschlands in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg heraus. Während viele Israelis unmittelbar nach dem Holocaust vor 50 Jahren die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Deutschland noch ablehnten, seien enge Verbindungen der beiden Länder „heute längst zur Normalität geworden“.

Der Sohn verwies auf seine eigene Vita. Zum Amtsantritt seines Vaters als Botschafter in Deutschland seien die Beziehungen schon so gefestigt gewesen, dass er in Bonn auf eine deutsche Schule geschickt worden sei. Das wiederum habe dazu geführt, dass er heute auch Reden auf Deutsch halten könne, hier noch immer Freunde habe und „sich heute in Deutschland zuhause fühlen“ könne. Die Bundesrepublik sei mittlerweile ein „Freund und Partner Israels in zahlreichen Bereichen“. Wenn gleich es Meinungsverschiedenheiten immer gebe, seien die Beziehungen zwischen den beiden Staaten sehr eng. Avi Primor ließ von seinem Sohn ausrichten, dass er sehr glücklich sei, an dieser Entwicklung teil zu haben. Er sei „zutiefst dankbar“ auch über die Auszeichnung mit dem Karl-Carstens-Preis.

Der vom Freundeskreis der BAKS gestiftete Karl-Carstens-Preis wird durch die Bundesakademie in zweijährigem Rhythmus vergeben. Er zeichnet Personen aus, die sich um die Vermittlung sicherheitspolitischer Zusammenhänge und des umfassenden Sicherheitsbegriffs besonders verdient gemacht haben.

Autor: Sebastian Nieke