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Die Pankower Machthaber

Montag, 8. Juni 2009

Die Ausstellung in den Torhäusern des Schlosses Schönhausen dokumentiert die Geschichte Pankows nach 1945 als Teil des Herrschaftssystems der SED und ordnet sie in den Kontext der Geschichte der SBZ /DDR ein. Gezeigt werden das politische Selbstverständnis der DDR -Machthaber, ihre Inszenierung in der Öffentlichkeit und ihre wachsende Distanz zur Bevölkerung. Darüber hinaus liefert die Ausstellung Einblicke in den Lebensalltag und die privilegierte Situation der SED -Spitzenfunktionäre.

Die Torhäuser zum Schloss Schönhausen
Quelle: Bundesakademie für Sicherheitspolitik

Der Pankower Ortsteil Niederschönhausen wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu einem zentralen politischen Ort. Die Rote Armee besetzte 1945 das bürgerliche Wohnviertel sowie das benachbarte Schloss Schönhausen und erklärte es zum Sperrgebiet. Die Bewohner mussten ihre Häuser räumen. Die sowjetische Besatzungsmacht quartierte in ihnen hohe sowjetische Offiziere und die aus der Moskauer Emigration zurückgekehrten Funktionäre der KPD aus der „Gruppe Ulbricht“ ein. Ab 1949 diente das kaum beschädigte Schloss Schönhausen als Amtssitz des Präsidenten der DDR , Wilhelm Pieck. Hier wurde die erste Regierung der DDR vereidigt, und hier empfing das ostdeutsche Staatsoberhaupt in- und ausländische Gäste. Der barocke Bau wurde zum Schauplatz von inszenierten Ehrungen „verdienter Werktätiger“, der Besuche von Arbeitskollektiven sowie Jugend- und Pioniergruppen, mit denen das SED -Regime seine Nähe zum Volk zu demonstrieren suchte.

In das nur wenige Schritte entfernte Wohngebiet am „Majakowskiring“ zog nach 1949 nahezu die gesamte Führungsriege der DDR . Neben den Politikern wohnten dort und in der Umgebung auch Staats-prominente Schriftsteller und Künstler. Im „Städtchen“ – wie das Viertel nach sowjetischem Vorbild auch genannt wurde – zu wohnen, war ein politisches Privileg und der engeren Führung vorbehalten. Der Zutritt zum rund um die Uhr bewachten Areal war nur ausgewählten Personen mit Passierschein gestattet.

Der Ortsteil Niederschönhausen war jedoch nicht nur ein Ort der Macht, an dessen Zugangsstraßen die Anwohner Spalier für hohe Staatsgäste stehen mussten. In den 1980er-Jahren artikulierte sich auch in Pankow der unabhängige Bürgerprotest gegen das Wettrüsten. Der „Pankower Friedenskreis“ um Ruth Misselwitz setzte sich für Abrüstung im eigenen Land ein und stellte die offiziellen Feindbilder infrage. 1989/90 wurde das Areal zu einem wichtigen Schauplatz der friedlichen Revolution und des Vereinigungsprozesses. Die Ausstellung erinnert an die Beratungen des Runden Tisches und die Zwei-plus-Vier-Verhandlungen im Konferenzsaal auf dem Schlossareal.

Die Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam und des Amtes für Kultur und Bildung/ Museumsverbund Pankow, gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED -Diktatur, gefördert und unterstützt vom „Verein Für Pankow“ sowie von der Bundesakademie für Sicherheitspolitik und dem Bundeswehr Dienstleistungszentrum Berlin. Bei der Ausstellungseröffnung am 11. Juni ab 15 Uhr wird auch der Vizepräsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Dr. Thomas Kurz, ein Grußwort sprechen. Die Ausstellung hat täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Autor: Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und des Amtes für Kultur und Bildung/Museumsverbund Pankow, Alina Becker