Der 119. Senior Course des NATO Defense College, Rom, besuchte am 5. Oktober die Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS).
Oberst i.G. Meyer zum Felde trägt zur deutschen Sicherheitspolitik vor
Quelle: Bundesakademie für Sicherheitspolitik
Der Präsident der BAKS, Dr. Hans-Dieter Heumann, begrüßte die rund 90 Stabsoffiziere aus NATO-Staaten sowie zahlreichen Partner-Ländern zusammen mit dem Kommandanten des Lehrgangs, dem norwegischen Generalleutnant Arne Bård Dalhaug im Historischen Saal des Hauses Berlin und verwies auf die Bedeutung des Ortes in seiner geschichtlichen Rolle für die Deutsche Einheit.
Der Senior Course ist eine sechsmonatige Hochwertausbildung für ausgewählt Fach- und Führungskräfte der jeweiligen Regierungen und dient der Vorbereitung auf herausragende internationale Verwendungen. Der Besuch an der BAKS rundete ein dreitägiges Berlin-Programm inhaltlich ab, das den Senior Course auch mit Bundestagsabgeordneten sowie mit hochrangigen Vertretern des Bundesministeriums der Verteidigung ins Gespräch brachte.
In seinem englischsprachigen Vortrag "Vernetzte Sicherheit und Comprehensive Approach - Herausforderungen und Möglichkeiten für die deutsche Sicherheitspolitik" beschrieb der Vizepräsident der BAKS, Rainer Meyer zum Felde, zunächst die historischen Rahmenbedingungen und stellte dar, wie sich der internationale strategische Fokus von Europa in Richtung Südost-Asien verschoben hat. Vor dem Hintergrund der globalen Bedrohungen und Risiken zeigte er ausführlich die Entwicklung der zentralen deutschen Dokumente zur Sicherheitspolitik auf und beschrieb die Genese des umfassenden Sicherheitsbegriffs sowie des umfassenden sicherheitspolitischen Ansatzes als spiralförmigen Prozess, der sich quasi tastend und stückweise im Laufe von nahezu zwei Jahrzehnten internationaler Politik herausgebildet hat.
Vizepräsident Meyer zum Felde ging weiter auf die feste Einbettung in die westlichen Strukturen, namentlich NATO und EU, ein und erläuterte deren jeweilige Spezifika, wobei er eine verstärkte europäische Integration anmahnte. Über das Verhältnis Europas zu etablierten wie aufstrebenden globalen Mächten leitete er schließlich Deutschlands Handeln in der internationalen Sicherheitspolitik ab und hob dabei besonders die Priorisierung ziviler Mittel und den Einsatz militärischer Mittel als ultima ratio hervor.
In der sich anschließenden Diskussion folgten die internationalen Teilnehmer der Aufforderung, ihre Fragen offen, gerne auch provokant zu stellen, so dass sich eine ebenso breite wie teils tiefgehende Debatte entwickelte. Die europäische Schuldenkrise und deren sicherheitspolitische Auswirkungen wurden dabei ebenso thematisiert wie das besondere Verhältnis zwischen Deutschland und Russland, in dessen Zusammenhang der multilaterale Ansatz noch einmal betont wurde. Mit Bezug auf den Einsatz der Streitkräfte hob der Vizepräsident der BAKS hervor, dass Deutschland fähig und durchaus willends sein könne, sich über Jahre hinweg aktiv zu engagieren, jedoch eine Abneigung gegenüber "eiligen und falschen Entscheidungen" habe.
Der Kommandant des NATO-Lehrgangs, Generalleutnant Dalhaug, dankte abschließend für die informativen Darstellungen aus deutscher Perspektive und besonders für die Offenheit der Ausführungen und bewertete den Besuch an der BAKS als inhaltlich sehr wertvollen Abschluss des dreitägigen Berlin-Besuchs.
Autor: Roman Grunwald