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BAKS Präsident Brose bei ntv zur Situation an der ukrainischen Grenze.

Donnerstag, 10. Februar 2022

Im Interview des Senders ntv spricht BAKS-Präsident Botschafter Ekkehard Brose mit Isabelle Körner über die Situation an der ukrainischen Grenze.

BAKS Präsident Brose im ntv-Interview
BAKS Präsident Brose im ntv-Interview
BAKS

Am 10. Februar 2022 spricht Botschafter Ekkehard Brose in ntv über Truppenbewegungen in der russisch-ukrainischen Grenzregion.

 

Transkript

 

Isabelle Körner: Sprechen wir mit Ekkehard Brose, er ist Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik in Berlin. Guten Morgen Herr Botschafter.

Botschafter Ekkehard Brose: Ich grüße Sie.


Was erwarten Sie von diesem Tag und den diplomatischen Bemühungen?

Wir haben es ja gehört in der Anmoderation, wie sehr die Dinge in den letzten Wochen parallel laufen. Auf der einen Seite Verhandlungen. Das ist gut, aber auf der anderen Seite Spannungen vor Ort, in der Ukraine und um die Ukraine herum, das ist bedrohlich. Es ist sehr schwer sich einen Reim darauf zu machen, wir wissen nicht genau, wie das ausgeht, aber wichtig ist, beides aufrechtzuerhalten. Die Verhandlungsstränge, mit denen wir über Russland sprechen und auch die Abschreckungsfront, mit der wir dem russischen Bemühen gegenübertreten, in der Ukraine möglicherweise mit Gewalt etwas zu ändern und die Sicherheitsordnung in Europa, wie sie sich nach dem Ende des Kalten Krieges ergeben hat gewaltsam zurückzuwollen.


Gehen Sie denn zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass Russland ein wirkliches Interesse daran hat, in der Ukraine einzumarschieren?

Ich weiß nicht was Putin denkt, aber die Tatsachen zeigen, dass er sich zumindest die Option geschaffen hat. Der große Aufmarsch, die Drohkulisse erreicht in diesen Tagen etwa ihren Höhepunkt. Im Norden von Belarus über einen östlichen Bogen herum bis in den Süden ins Schwarze Meer und über 100.000 Mann, Schiffe, Flugzeuge, Flugabwehrwaffen zeigt man nicht einfach so auf um nichts zu erreichen. Das ist die Tatsache und wir müssen sehen, dass wir uns auf solche Tatsachen vorbereiten und einstellen. Was genau wird, wissen wir nicht. Wenn die Drohkulisse ihren Höhepunkt erreicht hat, wird Putin von diesem hohen Baum auf den er geklettert ist, wieder herunterkommen. Wie genau ist auch nicht abzusehen, das Einzige was ich glaube, was man voraussehen kann ist, das Belarus auf jeden Fall sehr viel tiefer in den russischen Orbit eingebunden sein wird nach der Krise als vor der Krise. Lukaschenko hat ja angekündigt, dass er Russland auch die Möglichkeit einräumen will, dort Nuklearwaffen zu stationieren.


Nun hören wir immer wieder von Russland, dass sie Sicherheitsgarantien haben wollen vom Westen. Was wäre hier eine realistische und ich sag mal für alle Parteien gesichtswahrende Lösung?

Ich glaube, wir haben schon gewissermaßen ein Vorbild für etwas was realistisch gesichtswahrend sein kann, nämlich die NATO-Russland Grundakte. Damals wurde die NATO einerseits erweitert, andererseits wurden aber gewisse Beschränkungen mit Russland vereinbart, was die Stationierung von Waffen auf dem Territorium der Erweiterungsstaaten angeht. Es ist glaube ich für uns nicht akzeptabel, also für den Westen nicht akzeptabel, die Freiheit eines Staates wie der Ukraine einzuengen, etwa seine Sicherheitsarrangements zu treffen, aber sie müssen so getroffen werden, dass auch russische Sicherheitsinteressen soweit sie nachvollziehbar begründbar sind, gewahrt bleiben und das ist der Weg eines Kompromisses, wenn Putin bereit ist, diesen Weg zu gehen.


Wie schade, genau darüber würde ich jetzt gerne noch länger mit Ihnen sprechen, aber unsere Zeit ist leider um. Ich hoffe, dass wir das Gespräch an anderer Stelle fortsetzen können. Alles Gute Ihnen.

Danke Ihnen, auf Wiederhören.

 

Des ganze Interview ist hier online abrufbar.