Zum siebten Mal fand an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik die Roundtable Diskussion statt, die Risikoberater und andere Vertreter der deutschen Wirtschaft mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Behörden zusammenbrachte.
Privat-Dozentin Frau Dr. Böl vom Bundesinstitut für Risikobewertung
Quelle: Bundesakademie für Sicherheitspolitik
Ziel war es, den Vertretern der Wirtschaft strategische Konzepte der Krisenkommunikation von Bundesbehörden, wie insbesondere dem Bundesinnenministerium, dem Bundeskriminalamt und dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, zu erläutern, aber auch die Wahrnehmung und Bewertung von Risiken sowie Krisen einschließlich ihrer psychologischen Aspekte zu diskutieren. Ein Erfahrungsbericht von einem Vertreter der Wirtschaft über die Planung, Vorbereitung und Durchführung von Massenevakuierungen rundete die Veranstaltung ab.
In der Veranstaltung wurde deutlich, dass Krisen immer und überall auftreten können und ebenso antizipierte Krisen als Risiko ständig präsent sind. Risiko- und Krisenkommunikation zwischen Staat und Wirtschaft ist deshalb als zentraler Bestandteil im Umgang mit komplexen und vernetzten Risiken besonders gefragt. Deutlich wurde in den Diskussionen insbesondere, dass zahlreiche Verhaltensempfehlungen für Presseverantwortliche in Behörden existieren. Diese Empfehlungen sollen Entscheidungshilfen für die Momente bieten, in denen sehr schnell reagiert werden muss und vermeiden helfen, dass wichtige Aspekte schlicht übersehen werden.
Diskussionspartner / Experten am Roundtable
Quelle: Bundesakademie für Sicherheitspolitik
Beeindruckt zeigten sich die Vertreter der Wirtschaft von der umfangreichen präventiven Tätigkeit des Bundeskriminalamts im Ausland. Diese Behörde berät und betreut Unternehmen sowie Organisationen in Krisengebieten weltweit. Zusätzlich geben Verhaltensschulungen im Ausland nachdrücklich die leidvollen Erfahrungen wieder, die aus ca. 220 Entführungen deutscher Staatsangehöriger seit 1990 gewonnen werden mussten. Derzeit unterstützt das Bundeskriminalamt mit 65 Verbindungsbeamten an 53 Standorten weltweit diese präventive Arbeit.
Zudem war eine wichtige Erkenntnis der Veranstaltung die Unterscheidung zwischen Krisen- und Risikokommunikation. Krisenkommunikation wurde als knapp, strategisch kurzfristig angelegt und schnell definiert. Hierbei spielen vorrangig die konkrete Zielgruppenansprache, die Verwendung von Faustformeln und die Ermöglichung von Kontrollierbarkeit eine entscheidende Rolle. Die Risikokommunikation hingegen setzt auf die Prävention von Krisen, damit diese erst gar nicht entstehen können. Daher ist dieser Ansatz strategisch langfristig angelegt und zielt auf die gestufte Einbindung verschiedener Zielgruppen. Zusätzlich wird auf die Möglichkeit der Kontrollierbarkeit von Risiken durch Verhaltensänderung der Akteure gesetzt.
Panel zum Thema "Psychologische Aspekten in der Krise"
Quelle: Bundesakademie für Sicherheitspolitik
Bei den psychologischen Aspekten in der Krise wurde vor allem die Unterscheidung zwischen wahrgenommener und tatsächlicher Krise herausgehoben. Diese Unterscheidung impliziert, dass nicht die objektive Sicherheitslage, sondern die subjektive Wahrnehmung eines jeden Mitarbeiters in solchen Situationen von zentraler Bedeutung ist. Weiterhin wurde in einem Vortrag die psychologische Erfahrung deutlich, dass die Bereitschaft riskante Entscheidungen zu fällen bei Gruppen höher ist als bei Einzelpersonen. Zusätzlich wurde empfohlen, dass kontroverse Diskussionen über das richtige Verhalten in einer Krisensituation besser ohne die Anwesenheit des gemeinsamen Vorgesetzten geführt werden, denn viele sind dann eher bereit den eigenen Standpunkt engagiert zu vertreten und somit zu einer erfolgreichen Meisterung einer Krise beizutragen.
Autor: Alisa Weinhold