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Besuch des britischen Generalstabslehrgangs

Donnerstag, 19. März 2009

Die Bundesakademie für Sicherheitspolitik hat am 4. März 2009 eine Gruppe von rund 55 Teilnehmern des britischen Generalstabslehrgangs zu einer Diskussion über das Thema Vernetzte Sicherheit empfangen.

Oberst Stumpf und Capt.(Navy) Lloyd
Quelle: Bundesakademie für Sicherheitspolitik

Die Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS ) pflegt seit ihrer Gründung intensive Beziehungen zu ausländischen Partnereinrichtungen und Militärakademien befreundeter Nationen. So hat im Rahmen der langjährigen Kontakte auch in diesem Jahr wieder ein Teil des britischen Generalstabslehrgangs die Akademie besucht. Die Lehrgangsteilnehmer vom Joint Services Command and Staff College in Shrivenham – einer Schule der britischen Verteidigungsakademie – sind Angehörige der See-, Luft- und Landstreitkräfte sowie ziviler Organisationsbereiche der britischen Streitkräfte. Einen erheblichen Anteil stellen ausländische Offiziere aus bis zu 60 Nationen. Im Rahmen von Studienreisen besucht der britische Generalstabslehrgang verschiedene Staaten in Europa und Afrika. Ziel ist es, aus erster Hand Informationen über die geostrategischen Belange der einzelnen Staaten, ihre Vorgehensweise zur Wahrung ihrer nationalen Interessen sowie der dahinter liegenden Konzepte und Strategien zu erhalten.

An der BAKS stand in diesem Jahr das Thema Vernetzte Sicherheit auf der Agenda. Ergänzend zu den Vorträgen, die die ausländischen Gäste bei Besuchen im Auswärtigen Amt und im Verteidigungsministerium erhielten, hat die BAKS den für seine klaren, pointierten Analysen bekannten Politikwissenschaftler Christian Hacke für einen Vortrag gewinnen können. Professor Dr. Hacke lehrte bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2008 an der Universität Bonn und ist zudem Mitglied im Beirat der Akademie. Nach der Begrüßung durch Studienleiter Oberst i.G. Stumpf sowie einem Kurzvortrag über die Historie der Schlossanlage Schönhausen und einen Einblick in Auftrag und Arbeit der BAKS durch den Leiter der Informationsarbeit, Oberstleutnant i.G. Gaebel, trug Prof. Hacke in einem anregenden Vortrag seine Thesen zu den Grundsätzen Vernetzter Sicherheit vor. Dabei betonte er wiederholt zwar die Bedeutung militärischer Stärke für die Beilegung von Konflikten, „comprehensive“ bedeute aber mehr als die Beimischung anderer, meist ziviler Aspekte. Grundvoraussetzung dabei sei immer eine zielführende Strategie der beteiligten Akteure, die allerdings – so Hacke kritisch – häufig von nationalen Egoismen geprägt sei. Die Herausforderungen – und er verwies als Beispiel auf das Thema Energiesicherheit – seien aber nur kooperativ und in gemeinsamen Anstrengungen zu erreichen. Für dieses scheinbare Dilemma müsse die Politik Antworten geben und ihre Institutionen wie NATO oder EU weiterentwickeln. Hacke stellte drei Dimensionen umfassender Sicherheit heraus, die aus seiner Sicht von besonderer Bedeutung seien: Geoökonomie, Umweltsicherheit und Menschliche Sicherheit („human security“).

Am Beispiel Afghanistan zeigten sich die Aufgaben, die die internationale Gemeinschaft noch zu bewältigen habe. Hacke begrüßte ausdrücklich den sich abzeichnenden Richtungswechsel der Amerikaner hin zu so genannter „smart power“, d.h. einem auf Stabilität und Hilfe zur Selbsthilfe ausgerichteten Mix von „hard power“ (Militär) und „soft power“ (zivile Maßnahmen) für ein Engagement in den Konfliktregionen der Welt.

Die offene Diskussion im Anschluss an den Vortrag zeigte das große Interesse der Teilnehmer und die Vielfältigkeit des Themas. Mit einem gemeinsamen Gruppenphoto vor dem Haus Berlin, dem Tagungszentrum der Akademie, verabschiedeten sich die Teilnehmer des britischen Generalstabslehrgangs.

Autor: Frank Gaebel/Gerd Föhrenbach