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Religion gemeinsam erleben: Kernseminar besucht Projekt House of One

Montag, 6. Mai 2019

Die Teilnehmenden des Kernseminars verschafften sich an der frischen Luft einen persönlichen Eindruck vom Baufortschritt des Projektes und informierten sich vor Ort. 

Eine Gruppe Menschen steht vor einer Baugrube.

Der Verwaltungsdirektor Roland Stolte erläutert das Projekt gegenüber den Teilnehmenden des Kernseminars. Foto: Wieninger/Meincke

Eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee unter einem Dach: Am Petriplatz in Berlin Mitte entsteht mit dem House of One bis 2021 ein bislang einzigartiges Gemeindeprojekt. Das House of One soll als interreligiöses Gebäude errichtet werden, das Vorbildcharakter für das Verständnis und die Wahrnehmung von Religionsausübung entfalten kann – auch überregional. Das Kernseminar 2019 der BAKS sprach mit Vertretern der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften und informierte sich auf der Baustelle des House of One über den Fortgang des Projekts.

Raum für Begegnungen schaffen

Das Bild zeigt eine Baustelle, die von mehreren Gebäuden umsäumt wird; im Hintergrund ragt der Berliner Fernsehturm auf.

Das House of One entsteht derzeit auf der Berliner Fischerinsel. Foto: Wieninger/Meincke

Das House of One soll auf den ältesten Wurzeln Berlins erbaut werden. Auf der heutigen Fischerinsel stand gemäß Aufzeichnungen bereits 1237 die damalige St.-Petri-Kirche. Somit werden an diesem Platz Stadt und Kirche erneut vereint, wenngleich unter anderen Vorzeichen. Mit dem von Bundesregierung, Berliner Senat und zahlreichen weiteren Partnern geförderte Projekt soll ein Beitrag zu einem friedlichen und harmonischen Umgang der verschiedenen Religionen geleistet werden.– gerade in Hinblick auf die in den letzten Jahren stark gestiegene und potentiell konfliktbehaftete Diversifizierung der Religionszugehörigkeit in Berlin und anderen Teilen Deutschlands ein hochaktuelles Vorhaben.

Das neue Haus der Religionen soll daher neben der eigentlichen Religionsausübung auch Raum für Begegnungen schaffen, für ein gemeinsames Kennenlernen und den Austausch von Menschen unterschiedlichen Glaubens. Wichtig dabei ist, dass sich keine der Religionen einschränken soll, die eigenen Rituale und Gepflogenheiten auszuüben. Neben der Kirche, der Synagoge und der Moschee entsteht vielmehr ein zentraler und übergeordneter Raum der Begegnung, in dem das Gemeinsame gelebt werden kann. Das Sakralgebäude soll somit Religion erlebbar und erfahrbar machen.

Der Bau am gemeinsamen Traum

Das Bild zeigt das Modell eines interreligiösen Gebäudes.

Nach der Fertigstelllung bietet das House of One drei Religionen ein gemeinsames Dach. Foto: Kuehn Malvezzi; Visualisierung: Davide Abbonacci, Kuehn Malvezzi.

Die Idee für das Projekt wurde, so Verwaltungsdirektor Roland Stolte, von der lokalen evangelischen Kirche entwickelt, die im Verlauf der ersten Überlegungen auf jüdische und muslimische Partner zugegangen sei. Wichtig seien dabei von Anfang an die Basisanbindung an lokale Kirchengemeinden gewesen, sowie die Verpflichtung, andere religiöse Akteure auch im weiteren Verlauf mit einzubinden und keinen auszuschließen. Auf den Wettbewerb zur Ausplanung des Baus hin gingen 38 Einsendungen aus aller Welt ein. Dass am Ende das Berliner Architektenbüro Kühn Malvezzi den Zuschlag erhalten hat, unterstreicht, dass bei aller internationalen Symbolkraft den Charakter des lokalen Gemeindeprojekts. Die Baukosten des Gebäudes von rund 43 Millionen Euro sollen etwa zu gleichen Teilen vom Bund, der Stadt Berlin, Spenden und einer Crowdfunding-Kampagne finanziert werden.

Im Gespräch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Kernseminars zeigte sich immer wieder die Begeisterung sowie die Identifikation mit dem Projekt. Verwaltungsdirektor Stolte, die Kantorin Esther Hirsch und der Imam Osman Örs erläuterten, dass das House of One einen Vorbildcharakter für das Zusammenleben der Religionen schaffen soll. Örs machte zudem deutlich, dass man diesen Weg nicht nur gemeinsam gehen wolle, sondern auch „an einem gemeinsamen Traum bauen“ würde: „Unsere Tore und Türen stehen offen“. Aus Sicht des Seminars wurde deutlich, dass das Projekt nicht den Anspruch hat, andere Kircheneinrichtungen der jeweiligen Glaubensrichtungen zu ersetzen, sondern dass es auf eine schöne Weise verdeutlicht, dass Religion auch unter einem gemeinsamen Dach gemeinsam gelebt werden kann. 

Autoren: Victoria Wieninger und Terry D. Meincke